Er liebt mich, er liebt mich nicht. Er liebt mich, er liebt mich nicht. So wurde früher am Gänseblümchen gezupft. Doch wer möchte heutzutage schon geliebt werden, wenn man auch im großen Meer zwischen Freundschaft, Beziehung und unverbindlichen Sex herumschwimmen (oder ertrinken) kann? Ich möchte die wohlige Nähe eines Partners oder einer Partnerin spüren, aber bitte nur, wenn es mir gerade zeitlich in den Kram passt. Jetzt ist die Zeit meines Lebens, in der ich frei sein möchte und mich auf mein Studium, meine Freunde und mich selbst konzentrieren will.
Eine Situationship ist der perfekte Mittelweg. Jemand den ich gerne mag, aber ohne sich festlegen zu müssen? Ist doch optimal. Ein:e feste:r Partner:in wäre mir nur ein Klotz am Bein. Ich bin jung, ich möchte meine großen Entscheidungen nicht mit einem anderen Menschen abklären müssen. Wenn ich morgen abtauchen will, kann ich das einfach tun und niemand kann mich zur Rechenschaft ziehen. Ich habe meiner Situationship keine Verpflichtungen gegenüber. Darauf kann ich mich immer berufen – wir sind ja schließlich kein Paar! Und sich mit den Gefühlen einer anderen Person herumschlagen? Nein, danke! Ich behalte meine eigenen Gefühle schließlich auch für mich. Außer wenn ich einen wirklich schlechten Tag hatte, dann rufe ich doch an und möchte getröstet werden. Dann werde ich zum Klotz am Bein. Und wenn ich die Unterstützung nicht bekomme, die ich in dem Moment suche, muss ich mich stumm damit abfinden – wir sind ja schließlich kein Paar.
Wenn meine Freund:innen fragen, wie es aussieht, rolle ich mit den Augen: „Es ist kompliziert. Wir wollen es nicht so genau definieren und gehen einfach gerade mit dem Flow. Aber wir sind uns da einig!“ Wenn wir uns sehen, schwebe ich auf Wolken, doch danach folgt Funkstille, die ich aussitzen muss. Und dann liege ich abends im Bett und auf warte vergeblich auf eine Antwort und frage mich: „Wollen wir wirklich das Gleiche?“ Vielleicht muss ich doch ein Gänseblümchen pflücken und die große Frage stellen.
Von Heinrike Gilles
...studiert molekulare Biotechnologie und ist seit dem Sommersemester 2023 beim ruprecht. Meistens schreibt sie wissenschaftliche Artikel oder über das studentische Leben. Seit November 2023 kümmert sie sich außerdem um die Website und den Instagram-Kanal des ruprecht.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.