Von ausgezeichnetem Mensaessen über preisgekrönten Journalismus bis hin zur Spitzenforschung: Seit einigen Jahren besitzt die Universität Heidelberg Exzellenszstatus. Wobei es sich bei Cluster, Initiative und Co. handelt und welchen Mehrwehrt Studierende davon haben
Jede:r, die oder der sich über die Universität Heidelberg informiert, stößt früher oder später auf einen Begriff: Exzellenzuniversität. Doch was bedeutet das überhaupt? Ist das Mensaessen auf Spitzenniveau, sind unsere Hörsäle vergoldet oder sind die Professor:innen hier alle adelig? Tatsächlich handelt es sich bei der sogenannten Exzellenzinitiative um ein Programm zur Förderung der Spitzenforschung, das 2005 von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde. So wie die Ivy League in Nordamerika oder die Russel Group in Großbritannien sollen auch deutsche Universitäten eine Kennung für herausragende Wissenschaft erhalten. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung liegt der Schwerpunkt des Programms darin, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken und die Spitzenforschung an den Unis sichtbar zu machen.
Die Exzellenzstrategie, wie die 2017 von Bund und Ländern geschaffene Nachfolgerin der Exzellenzinitiative heißt, besteht aus zwei sogenannten Förderlinien: den Exzellenzclustern und den Exzellenzuniversitäten. Von den Exzellenzclustern gibt es im aktuellen Förderungszeitraum 57, von 2026 an sollen es bis zu 70 Cluster werden. Bei einem Cluster handelt es sich um ein interdisziplinäres Forschungsprojekt einer oder mehrerer Universitäten, das eine internationale Spitzenstellung einnimmt und finanziell gefördert wird. Allerdings ist eine Uni mit einem Exzellenzcluster nicht gleich eine Exzellenzuni. Mindestens zwei Cluster braucht es, damit sich eine Universität zusätzlich auf den Exzellenzstatus bewerben kann. Heidelberg ist bereits das dritte Mal in Folge mit dem Prädikat ausgezeichnet worden und versucht es nun abermals. Damit gehört die Universität zu der Gruppe aus zehn Hochschulen und aus dem Verbund der Berliner Universitäten, die diesen Titel tragen.
Der Förderungszeitraum für die beiden Linien beträgt jeweils sieben Jahre. Für die Exzellenzcluster beginnt ein neuer Zeitraum im Jahr 2026 und für die Exzellenzuniversitäten im Jahr 2027. Die Bewerbungsphase für die kommende Runde läuft bereits: im vergangenen Jahr hat die Uni Antragsskizzen für neue Exzellenzcluster eingereicht. Diese wurden im Februar evaluiert und zwei ausgewählt. Nun hat sie Zeit, die Vollanträge für die zwei neuen sowie die Fortführung der zwei bestehenden Cluster auszuarbeiten. Die Frist hierfür endet im August dieses Jahres und die Entscheidung der Exzellenzkommission fällt im Mai 2025. Nach der Entscheidung über die Cluster beginnt dann ein separates Bewerbungsverfahren um den Exzellenzstatus.
Bei den derzeitigen Heidelberger Exzellenzclustern handelt es sich zum einen um “STRUCTURES”, welches relevante Strukturen in großen Datenmengen analysiert und innovative analoge Rechner entwickelt. Das Cluster “3D Matter Made to Order” verbindet Natur- und Ingenieurwissenschaften in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie. Die Neuanträge für die Cluster “SynthImmune – Engineering Immune Function with Synthetic Biology” und “GreenRobust: Understanding Robustness of Plant Systems from Molecules to Ecosystems” thematisieren die Forschung und Behandlung von Infektions- und Krebserkrankungen sowie die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen in einer unwirtlichen Umgebung.
Als Student oder Studentin kommt man mit den Exzellenzclustern oder dem Exzellenzstatus wenig in Berührung. Jedoch sind aus ehemaligen Clustern ein neuer Masterstudiengang (Molecular Systems Science and Engineering) und mehrere Graduiertenschulen hervorgegangen, wobei sich letztere an Doktorand:innen richten. Die bereitgestellten Mittel, die mit dem Status als Exzellenzuniversität verbunden sind, kommen der allgemeinen finanziellen Ausstattung der Uni zugute, der Mehrwert für die Lehre ist hier also schwer messbar.
Mit der Möglichkeit der Einreichung von vier Vollanträgen hat die Uni Heidelberg die ersten Hürden genommen und darf sich so Hoffnungen auf die Weiterführung des Exzellenztitels machen. So richtig spannend wird es dann in einem Jahr, wenn die Cluster ausgewählt wurden und klar ist, ob sich die Universität in der zweiten Förderlinie bewerben kann.
Von Sara Haase und Maximilian Fülle
…studiert Germanistik im Kulturvergleich und Anglistik im Master. Sie schreibt seit dem Sommersemester 2024 für den ruprecht. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, singt sie zu Taylor Swift mit, während sie Kekse backt.
...studiert Mathematik im Master und schreibt seit dem Sommersemester 2024 für den ruprecht. Neben Politik und Literatur interessiert er sich für alles, was in der Uni gerade wichtig ist.
...studiert Biowissenschaften und schreibt … nichts. Er layoutet und illustriert seit 2023 für den ruprecht.