Endlich ist es da – das universitätseigene, fachübergreifende, ultramegainnovative, datenschützende Organisationssystem, der Augapfel des URZ: Heico. Doch der geheime Crush von Heidi von der Unibib hat sich leider als red flag herausgestellt – für Lehrende wie Studis.
Es ist Sonntag vor Semesterbeginn, doch ich habe immer noch keinen Schimmer, in welchem Raum die Vorlesung am Montag sein soll. Das einzige, was Heico mir ausspuckt, ist eine achtstellige Übungsraumnummer, die ich nicht zuordnen kann. Nach einer halben Stunde habe ich schließlich das Stockwerk herausgefunden, zusammen mit der genauen Quadratmeterzahl und der Angabe, wie oft der Raum geputzt wird. Jetzt weiß ich wenigstens, ob ich dort vom Boden essen möchte.
Als ich schon überlege, ob ich mir für den morgigen Tag einfach einen Zollstock mitnehmen soll, um anhand der Quadratmeterzahl meine Destination zu errechnen, kommt eine erlösende Mail vom Studiendekan. Sie enthält ein genaues Rezept, mit dem ich ganz ohne Taschenrechner herausfinden kann, wohin ich muss. War doch gar nicht so schwer, oder?
Pustekuchen – am nächsten Morgen klebt an der Seminarraumtüre ein Hinweis, die Veranstaltung finde woanders statt. Der Dozent hatte am Morgen zwei Stunden damit verbracht, in Heico die Raumangabe zu verändern, ohne Erfolg. Am Ende hat der analoge Zettel an der Tür gesiegt. Plötzlich ergibt es Sinn, das Digitalisierung in Deutschland so schleppend verläuft. Einfach mal nutzen, was schon da ist. So wie das Lsf, ein hochschulübergreifendes System, das jahrelang selbsterklärend und tadellos Studienpläne und Kurslisten jonglierte. Stattdessen stolpert das selbstgemachte Heico über jede Aufgabe, die man ihm hinwirft.
Doch es kommt noch schlimmer. Ab Mitte Mai wird dem ohnehin schon knirschenden System noch Sand ins Getriebe gestreut: Lasst uns doch mal sehen, was passiert, wenn wir das unzuverlässigste aller URZ-Maskottchen jetzt noch mit den Leistungsdaten der Studierenden füttern. Mal schauen, welche eurer fragilen Noten den Sturz überleben. Sonst gibt es am Ende statt Pfannkuchen halt nur Kaiserschmarrn – aber immerhin selbstgemacht!
Von Lena Hilf
...studiert Physik und schreibt seit Oktober 2019 für den ruprecht. Besonders gerne widmet sie sich Glossen, die oft das alltägliche Leben sowie wissenschaftlichen oder politischen Themen. Sie leitete erst das Ressort Hochschule und später das Ressort Wissenschaft.
...studiert Übersetzungswissenschaft im Master und fotografiert seit dem Wintersemester 2023/2024 für den ruprecht.