Es ist fünf nach zwölf, der Professor verkündet die Pause. Egal wie schnell man jetzt rennt, die Schlange vor der Frauentoilette bildet sich schneller. Wer das Grundbedürfnis „Toilette“ decken und die Frauentoilette nutzen möchte, wartet. Dabei könnte man meinen, im 21. Jahrhundert hätten Architekten den Trick erkannt: Frauentoiletten besitzen keine Urinale und werden von menstruierenden Personen besucht – es braucht hier im Schnitt länger. Im Sinne der vielgepriesenen räumlichen Funktionalität könnte man doch auf diese Bedürfnisse eingehen?
Pustekuchen. Während man wartet in dieser Schlange, die bis zur Treppe reicht, fällt vielleicht auf: die Männertoilette im KIP erscheint im Vergleich zur Frauentoilette gigantisch… oder ist das Einbildung?
Im Philosophenweg mag man über den Umstand, dass auf etwa 18 Männertoiletten vier Frauentoiletten kommen, hinweglächeln. Immerhin stammt das Gebäude aus einer Zeit, in der Frauenbesuch selten war (zumindest gemessen an der Modernität der Heizungsanlage, die nur zwei diskrete Werte erlaubt: höllenheiß und bitterkalt). Das KIP hingegen wurde in den 90er Jahren geplant (auch wenn es hier ebenfalls nur höllenheiß und bitterkalt ist). Vielleicht hätte zu dieser Zeit absehbar sein sollen, dass ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Zukunft angestrebt werden könnte. Dennoch ist das Toilettenverhältnis hier ca. 6:2 – was übrigens immer noch besser ist als im INF 308, wo von der geringen Anzahl an funktionsfähigen Toiletten die Hälfte chronisch kaputt ist. Als Sahnehäubchen erhält man hier Klotüren, die man selbst zuhalten muss.
Lösungen? Unisex-Toiletten, die außerdem den Vorteil haben, für alle FLINTA* Personen zugänglich zu sein. Männer- und Frauentoiletten tauschen. Oder einfach nicht Physik studieren, liegt dem geneigten Altstädtler vielleicht auf der Zunge. Aber habt ihr bei euch die Toilettenverteilung schon mal eruiert? Für uns jedenfalls gilt: bis Gleichberechtigung Realität wird, rennen wir zwischen Vorlesungshälften weiterhin in die Mensa.
Von Alicia Schneider
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.