Sieben Studierende nehmen uns auf sieben verschiedenen Wegen über sieben Heidelberge mit in die Uni. Doch welcher Weg ist der schnellste und welche Strecke bietet die beste Kulisse? Von den Vor- und Nachteilen der Verkehrsmittel ihrer Wahl
7 Tage
Ob für eine Biochemievorlesung im Neuenheimer Feld, einen Spanischkurs beim Zentralen Sprachlabor oder einen Spieleabend am Campus Bergheim: Alle Studierende machen sich irgendwann auf den Weg in die Uni. Wie unterschiedlich diese Wege aussehen können, zeigen uns Studierende, die alle auf ihre eigene Art unterwegs sind.
Am ersten Tag geht es ganz vorbildlich mit dem Fahrrad los. Bastian fährt von der Altstadt ins Neuenheimer Feld, eine Strecke, für die er zehn bis 15 Minuten benötigt. In der Altstadt geht es zwischen Tourist:innen und Lieferwagen meist nur langsam voran. Sowohl dort als auch auf dem Rest der Strecke gibt es vor allem ein Problem: Wo genau ist der Fahrradweg? Oft sei dieser nur vage erkennbar und die einzelnen Abschnitte nicht aufeinander abgestimmt, erzählt Bastian. Bei dieser uneindeutigen und gefährlichen Wegführung sei man oft auf die Rücksichtnahme der Autofahrer:innen angewiesen, die es nur selten gebe. Besonders sicher und anfängerfreundlich sei das nicht. Trotzdem entscheidet er sich fast jeden Tag für das Fahrrad: Vor allem die Bewegung und die Zeit an der frischen Luft motivieren ihn dazu.
Beim Radeln fragt man sich: Wo genau sind die Fahrradwege?
Am zweiten Tag bleiben wir bei Bastian, der allerdings diesmal mit einem geliehenen Nextbike unterwegs ist. Zwar benötigt er so kein eigenes Fahrrad, aber die Leihräder sind nicht besonders verlässlich: Kaputte Schaltungen, schlechte Bremsen und lockere Ketten sind nicht selten. Wer diesen Nervenkitzel toleriert, kann sich praktisch jederzeit an einem der vielen Stellplätze auf einen klemmenden Sattel schwingen und losfahren.
Das mit dem Abstellen ist am nächsten Tag nicht ganz so einfach wie beim Nextbike, denn Stefan* fährt von Ziegelhausen zum Campus Bergheim mit dem Auto. Parken ist in Heidelberg umständlich und teuer, weshalb er eigentlich weniger Auto fahren möchte. Die Innenstadt ist von Ziegelhausen aus zwar auch mit Bus und Bahn zu erreichen, aber Anbindung und Verkehrstakt könnten besser sein. Mit dem Auto benötigt er für seinen Weg etwa 20 bis 25 Minuten, und fühlt sich unabhängig und flexibel.
Lukas, der seinen Weg von Rohrbach nach Neuenheim mit der Straßenbahn zurücklegt, ist viel mehr darauf angewiesen, dass die Bahn rechtzeitig kommt. Allerdings bietet das Bus- oder Bahnfahren auch Vorteile: man kann lesen oder Aufgaben für die Uni erledigen. Auch zum Schlafen lässt sich die Zeit in der Bahn gut nutzen, merkt Lukas an. Auf seiner Strecke, für die er etwa 20 Minuten braucht, ist aber höchstens ein Power-Nap möglich.
Am nächsten Tag fahre ich selbst los, und dabei ist schlafen das Letzte, was ich tun sollte: Ich bewältige meinen Weg von Ziegelhausen in die Altstadt auf Inlinern. Der größte Vorteil daran ist eindeutig der Spaßfaktor, und auch die Bewegung und die frische Luft tun gut. Ich bin besonders flexibel, da ich mein Verkehrsmittel sogar bei mir tragen oder in ein Schließfach einschließen kann. Auf gutes Wetter, glatten Untergrund und natürlich auch auf den Respekt der anderen Verkehrsteilnehmer:innen bin ich jedoch immer angewiesen. Dazu kommt die herausfordernde Weggestaltung der Stadt: Wer in Heidelberg inlinern möchte, sollte erfahren sein, um sich selbst und andere nicht in Gefahr zu bringen.
Die wohl am wenigsten gefährliche Verkehrsteilnehmerin macht sich am folgenden Tag auf den Weg: Jule* geht zu Fuß durch das Neuenheimer Feld. In 15 Minuten ist sie an ihrem Institut. Auch sie genießt das Draußensein und nicht auf andere angewiesen zu sein. Abgesehen davon, dass das Wetter manchmal nicht mitspielt und man nicht immer respektvoll behandelt wird, ist das Leben als Fußgänger:in angenehm. Das natürlich nur, wenn man kurze Wege hat: „Jeden Morgen eine Stunde zu Fuß zur Uni stelle ich mir auch blöd vor,“ merkt Jule an.
Wer längere Wege hat, aber nicht gleich das Auto nehmen möchte oder kann, kann es machen wie Annika am siebten Tag: Mit dem Motorroller. Sie fährt eine kurze Strecke von Neuenheim in die Altstadt, für die sie drei bis fünf Minuten braucht. „Ich fahre gerade nur Roller, weil mein Fahrrad geklaut wurde,“ erzählt sie, weist aber darauf hin, dass ein Roller für Studierende mit weiteren Wegen keine schlechte Idee ist. Bis auf die Helmfrisur, gelegentlich ein paar rücksichtslose Busfahrer:innen oder schnappschussfreudige Tourist:innen – sie fährt immerhin eine rote Vespa – ist auch das Herumkommen mit dem Roller in Heidelberg recht unbeschwert.
Von Odette Lehman
*Namen von der Redaktion geändert
...studiert Germanistik im Kulturvergleich und Soziologie im Bachelor und leitet seit dem Wintersemester 2024/25 das Ressort "Studentisches Leben". Sie ist seit Ende 2023 beim ruprecht aktiv und interessiert sich besonders für Dinge, die eine gründliche Dosis Reflektion und neue Perspektiven gebrauchen können, deshalb schreibt sie gerne über aktuelle gesellschaftliche, kulturelle und politische Themen.