Wie gut dann, dass wir nicht die Anderen sind! Wo kämen wir da hin?
Solche Aussagen sind es, mit denen wir Europa verteidigen. Und ich meine nicht, dass wir damit in der politischen Arena kämpfen, um irgendwelche Meinungen, Fakten und deren zwielichtige Alternativen. Nein, ich meine das, wo um das wirklich Wichtige gekämpft wird. Da wo wir uns gegen den Niedergang unserer Gesellschaft stellen.
Ich meine die Kleinkriege zwischen irgendwelchen Stadtteilsportvereinen in Buxtehude und Jahrhunderte alte Dorfrivalitäten zwischen Hintertupfingen und Pusemuckel. Die sind es doch, in denen es wirklich um etwas geht! Da wo das letzte Bollwerk derer steht, die noch das Rückgrat haben für ihre Sache einzustehen.
Wir alle müssen unsere gallischen Dörfer gegen den Feind da draußen verteidigen. Denn vor lauter Politik vergessen wir es doch. Dass Europa von irgendwelchen widersinnigen und schlecht erklärlichen Streitereien ohne Bedeutung lebt. In Frankreich tobt der Krieg um den Namen dessen, was wir stumpf „Schokocroissant“ nennen würden, und auch hierzulande wird noch immer hart um den richten Artikel für eine bestimmte Marke von Nussnougatcreme gefochten. Um ein Zeichen zu setzen habe auch ich mich entschieden mit neuer Härte meine Wahrheit mit aller Kraft zu verteidigen. Deshalb rüste ich mich für den Kampf gegen dieses ach so fiese Gebräu, das sich Kaffee schimpft. Denn ich bin bekennender Teetrinker. Wo kämen wir schließlich hin, wenn wir braune Plörre, die von irgendwelchen verbrannten „Bohnen“ gefärbt wird, zum wachwerden tränken? Es wäre das Ende jeden guten Geschmacks. Denn jeder weiß, dass Tee, auf den man ein paar Minuten vor dem Genuss wartet besser ist. Er ist eben keine nach seiner Schnelligkeit benannte Droge, sondern ein wertvolles Genussmittel. Und wie auch ich mir gerade eine unzählbar lange Liste an Feinden gemacht habe, solltet auch ihr für eure gallischen Dörfer kämpfen. Denn genau das ist doch der Geist Europas. Dass der Nachbar ein Dorf weiter, so lang denn gerade keiner von noch drei Dörfern die Straße runter uns bedroht, mein aller ärgster Feind bleibt.
Von Marco Winzen
...studiert Politikwissenschaft und Japanologie und schreibt seit dem Wintersemester 2023/24 für den ruprecht. Er schreibt am liebsten zu Themen, die vielleicht nicht alle auf dem Schirm haben.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.