Kaum etwas fühlt sich so objektiv an wie blanke Zahlen, doch auch diese lassen sich aufhübschen.
Mit diesen Methoden wird gefälscht
Im gesellschaftlichen Diskurs wird es immer wichtiger, seine Meinung mit Zahlen, Studien, Umfragen oder Ähnlichem zu belegen. Doch trockene Zahlen sind dem politischen Wahlkampf oft nicht dienlich – denn viele Studien oder Statistiken sind nicht ohne weiteres greifbar, nicht richtig fassbar. Deshalb werden in der Politik verschiedene grafische und rechnerische Methoden benutzt, um diese Zahlen je nach Zwecke aufzubereiten. Sei es absichtlich oder nicht, der eigentliche Sachbestand wird dabei ein ums andere Mal verzerrt. Anhand dreier grob eingeteilter Kategorien kann man diese Verzerrung jedoch wieder aufheben.
Methodik
Die Methodik einer Erhebung ist Grundlage für die Interpretation der Ergebnisse. Natürlich hat man als Laie nicht die Möglichkeit, in die Details der Forschungsarbeit einzutauchen. Aber mithilfe einiger Faustregeln kann man diese prüfen.
Handelt es sich zum Beispiel bei den dargestellten Zusammenhängen um kausale oder korrelierte? Besteht zwischen den einzelnen Aussagen ein logischer Zusammenhang (Kausalität) oder passen die beiden nur eher zufällig zusammen? Führen vielleicht ganz andere Gründe, sogenannte versteckte Variablen, die gar nicht in die Interpretation miteinbezogen wurden, zum Ergebnis? Zum Beispiel korreliert die Zahl der Spargelverkäufe mit den Erdbeerverkäufen – nicht etwa, weil jeder Spargelliebhaber auch Erdbeeren liebt, sondern weil sie etwa zur selben Jahreszeit auf den Markt kommen, was in diesem Fall die versteckte Variable darstellt.
Zudem ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, wer genau bei Studien befragt wurde. Verschiedene Personengruppe haben zu bestimmten Themen vielleicht eine andere Meinung als die Gesamtbevölkerung. Fragt man nur Hockeyspieler:innen, welcher Mannschafts-*sport der beliebteste sei, so wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Antwort „Hockey“ am häufigsten genannt – wodurch sich aber keine Rückschlüsse auf eine gesamtgesellschaftliche Tendenz ziehen lassen. Es kann zwar sinnvoll sein, zu speziellen Themen nur bestimmte Personengruppen zu befragen, aber das entscheidende Stichwort hierbei lautet: Transparenz.
Arithmetik
Auch mit rohen Zahlen, die doch eigentlich klar und eindeutig erscheinen, können Sachverhalte verzerrt werden. Dafür gibt es verschiedenste rechnerische Möglichkeiten. So können zum einen statt absoluter Werte nur Prozentzahlen angegeben sein. Dabei ist es aber immer wichtig zu beachten, auf welche Gesamtmenge sich diese beziehen. Denn 75 Prozent kann drei von vier Befragten, aber auch 7500 von 10.000 Befragten bedeuten – was die Aussagekraft aber entscheidend beeinflusst.
Auch Mittelwerte können Sachverhalte verzerrt darstellen. Leben in einem Stadtviertel zum Beispiel 100 Menschen mit einem Vermögen von 10 Euro und eine Person mit einem Vermögen von 10.000 Euro, so beträgt das durchschnittliche Vermögen rund 110 Euro.
Es kommt also darauf an, die angegeben Zahlen zu kontextualisieren, um einschätzen zu können, wieviel Aussagekraft sie wirklich haben.
Grafik
Neben der Erhebung der Daten und der mathematischen Auswertung spielt auch die grafische Darstellung eine große Rolle.
Es ist schwerer, verschiedene Zahlen nebeneinander in einem Text zu lesen, als Balken der entsprechenden Länge nebeneinander abgedruckt zu sehen. Hierbei ist es trotzdem wichtig, an die ursprünglichen Zahlen zu denken. Um kleine Unterschiede zu visualisieren, wird oft der Maßstab verzerrt.
So kann es sein, dass die Skala nicht bei null beginnt und die Bemaßung so auseinandergezerrt ist, dass kleinste Unterschiede riesig werden. Dadurch werden kleine Ausschläge größer dargestellt, als sie sind.
Summa summarum kann die Verzerrung schnöder Zahlen in der Realität nochmals deutlich komplexer sein, als sie in diesem Text zum Ausdruck gebracht werden kann. Aber die oben geschilderten Kategorien und Fragen können helfen, sicherer durch die Untiefen voller Informationen im Wahlkampf zu navigieren.
Von Katharina Frank
...studiert Physik im Bachelor und schreibt seit Ende 2023 für den ruprecht. Sie interessiert sich besonders für Wissenschaftskommunikation und Berichte aus Musik, Film und Fernsehen.
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.