Genug von der Fußball-EM? Heidelberg bietet viele Möglichkeiten, sich an Basketball zu versuchen. Für diesen Atlas hat der ruprecht die bekanntesten Körbe bewertet
Zollhofgarten:
Rim: 3/5
Boden: 3/5
Lage: 4,5/5
Niveau: 5/5
Mitten im Herzensprojekt der Stadtverwaltung liegt dieser Freiplatz, der sich über die Jahre zum Top-Spot für anspruchsvollen Streetball entwickelt hat. Der Boden ist aus Tartan und färbt nicht ab. Vom direkt danebengelegenen Beachvolleyballplatz jedoch tragen Wind und Schuhe öfter eine dünne Sandschicht über den Platz, die diesen um einiges rutschiger macht, als er sein müsste. Der einzige Korb ist etwas höher als die üblichen 3,05 Meter, dieser Unterschied zeigt sich jedoch nur beim Dunking wirklich. Der Ring ist aus Stahl, nicht gefedert und etwas dicker, was vor allem bei flachen Würfen die Trefferchance beeinträchtigen kann. Der Bahnstadt-Court überzeugt jedoch mit Lage und Community. In Laufweite von Edeka und Bahnhof und mit der besten Stamm-Klientel der ganzen Stadt kommen hier vor allem erfahrenere Spieler:innen auf ihre Kosten. Es wird physisch und kompetitiv gezockt und öfter sind auch Vereinsspieler:innen zugegen. Insgesamt ist der Bahnstadt-Court eine Institution in der Heidelberger Streetball-Szene und das mit gutem Grund.
Uferstraße:
Rim: 2,5/5
Boden: 1/5
Lage: 4/5
Niveau: 3/5
Neben dem Skatepark unter der Ernst-Waltz-Brücke liegt ein einzelner Korb mit schief gezogenen Linien. Von der Neckarwiese, dem Neuenheimer Feld und dem Hauptbahnhof in ca. 15 Minuten zu Fuß erreichbar, zeichnet diesen Freiplatz außer seiner recht zentralen Lage leider wenig aus. Der Boden ist grauenhaft uneben und zudem auch noch zum Neckarufer hingeneigt. Die Planer der Stadt Heidelberg brachten zwar in einem seltenen Kompetenzanfall auf dieser Seite Netze an, um wegspringende Bälle vor einem frühen Tod zu bewahren, doch diese Neigung erschwert Dribbling und Distanzwürfe ungemein. Zudem ist der Korb doch um einiges höher als üblich und zudem nicht gefedert. Die Stammkundschaft hingegen kann sich besonders an sonnigen Abenden durchaus sehen lassen, von Studenten aus dem nahen Neuenheimer Feld über OGs bis hin zu Vereinsspielern ist hier oft einiges los. Zudem sorgt der benachbarte Skatepark mit Musik und gewissen Duftnoten oft für eine einladende Atmosphäre. Alles in allem ist der Platz gut angebunden und gut besucht. Ob das verdient ist, lässt sich jedoch bezweifeln.
Haus der Jugend:
Rim: 3,5/5
Boden: 4/5
Lage: 2,5/5
Niveau: 1/5
Nahe der S-Bahn-Station Weststadt/Südstadt und dem Sportzentrum Mitte liegt ein Bolzplatz mit Basketballkörben an beiden Seiten. Der Boden ist aus Tartan, das jedoch leicht abfärbt. Deshalb sollte man hier keine Schuhe tragen, die man später auch noch in der Halle benutzen will. Die Körbe sind hier ungefähr auf dem üblichen Niveau von 3,05 Metern, nicht gefedert und mit Stahlnetz. Da der Platz auch für Fußballer:innen gedacht ist, ist er auf den Seiten etwa hüfthoch von Banden umgeben, was wegspringende Basketbälle weitaus weniger nervig macht. Gut angebunden ist der Court auch, von der S-Bahn- und Tram-Station sind es etwa zehn Minuten Laufweg. Etwas dürftiger ist da die Lebensmittel-Situation, lediglich KFC und Mcdonalds an der Hebelstraßenbrücke bieten sich für Stärkungen und Erfrischungen nach dem Zocken in Laufweite an. Die Stammkundschaft besteht hier meist nur aus Kindern und Fußballer:innen, für eine einsame Trainingssession à la Kobe reicht der Platz aber allemal. Im Rahmen umfangreicher Umbauarbeiten am Haus der Jugend wird dort gerade ein weiterer Korb mit Betonboden und Stahlring gebaut, dieser ist aber derzeit noch gesperrt und konnte deshalb leider nicht bewertet werden.
Rohrbach Hohlbeinring:
Rim: 4/5
Boden: 3/5
Lage: 3/5
Niveau: 3,5/5
Für alle, die im Süden der Stadt wohnen, ist dieser Court die Topadresse! Eingebettet in parkähnliche Wiesen und in unmittelbarer Nähe zu Studierendenwohnheim und Rewe, lockt dieser Platz mit zwei gegenüberliegenden Körben und bietet sogar den Luxus frischer, vor wenigen Wochen gezogener Linien. Man spielt hier auf klassischem Asphalt mit all seinen Vor- und Nachteilen: Guter Bodenhaftung und schmerzhaften Stürzen.Denjenigen, die ihren inneren Vince Carter beschwören und den nächsten privaten Dunk-Contest gewinnen wollen, sei empfohlen, den Korb in Richtung des großen Baumes anzusteuern, der einige Zentimeter niedriger als sein Gegenüber hängt. Für Gelegenheitsspieler sollte der Unterschied jedoch marginal sein, die Höhe bewegt sich ungefähr auf dem NBA-Niveau von 3,05 Metern. Ein der selektiven Wahrnehmung entspringender Kritikpunkt: Bisweilen springen gefühlt perfekt getroffene Würfe aus dem Korb heraus – ein berüchtigter Fall von Double Rim. Generell ist der Platz so, wie es Rohrbach ist: gemütlich und entspannt. Manchmal trifft man Familien, manchmal Studierende von nebenan, selten aber dieselben Leute.
Wilhelmsplatz und Landhausschule:
Rim: 0/5
Boden: 3,5/5
Lage: 4/5
Niveau: 1/5
Am Wilhelmsplatz, dem Treffpunkt für alle Weststadt-Bewohner:innen schlechthin, hat man die Auswahl zwischen zwei Körben: Entweder begibt man sich unter die fußballspielenden Kinder auf dem Hof der Landhausschule oder unter die Lastenrad-Eltern auf dem Platz selbst. Letzterer ist zwar mit vergebendem Stahlring dankbar für alle möglichen Shooting-Drills, wegen des groben Pflasters kann man hier jedoch nicht wirklich dribbeln oder klassisch Streetball spielen. Die einzig verbleibende sinnvolle Option ist es also, sich nach Unterrichtsende der Grundschule unter den neongrün hervorstechenden Korb nebenan zu stellen. Der Boden selbst ist langweiliger Asphalt, eignet sich aber gut genug, um entspannten Streetball zu spielen. Auch gibt es hier Markierungen für Freiwurflinie und Zone, diese gleichen jedoch in keiner Welt den offiziellen Maßen. Allen tapferen Spieler:innen, die bisher ihre Freiwürfe an diesem Korb geübt haben, kann man also gut zusprechen: Nicht verzweifeln, ihr könnt für zukünftige And-Ones einen guten Schritt nach vorne machen.Der Korb selbst ist leider eine Vollkatastrophe, nicht nur wegen des fehlenden Netzes. Durch die Montierung auf einer gebogenen Stange – im Gegensatz zu den üblichen, rechtwinklig abgeknickten Pfosten – schwingt bei jeder Berührung des Backboards oder Rings der gesamte Korb rhythmisch mit. So springen kurz darauf geworfene Bälle auch bei gut gezieltem Wurf extrem schnell wieder heraus. Der Rim an sich ist ebenfalls sehr undankbar und federt stark. Um irgendetwas Positives aus frustrierenden Übungsstunden zu ziehen: Wenn man auf diesem Korb einigermaßen sicher trifft, landet der Ball bei dankbareren Körben umso besser – aus den gleichen Gründen gibt es Klimmzüge mit Gewichtsweste. Die bereits erwähnte Lage auf dem Schulhof ist einigermaßen idyllisch und relativ zentral gelegen. Gleichzeitig trifft man hier nicht wirklich regulär auf andere Spieler:innen, eher auf den ein oder anderen Kleinfamilienvater, der die verstaubten Sneaker beim Aufräumen in der Garage entdeckt hat und sich wieder beweisen will. Wer ein Herz für Kinder hat, kann diesen natürlich alternativ eine Übungsstunde spendieren.
Von Nepomuk Meyer, Finn Fabry und Justus Brauer
...studiert American Studies im Bachelor. Er schreibt mal über kleine, mal über große Themen und sonst alles, wofür er sich begeistern kann. Er ist seit 2023 beim ruprecht dabei.
…hielt schon immer gerne eine Zeitung in der Hand. Seit Frühling 2023 kann er seine Begeisterung für den Journalismus beim ruprecht ausleben.
...studiert Politikwissenschaft und Geschichte und schreibt seit dem WiSe 2023/24 für den ruprecht. Besonders gerne berichtet er über Politisches aus Heidelberg und der weiten Welt oder die neusten Entwicklungen an der Uni.
...studiert Biowissenschaften und schreibt … nichts. Er layoutet und illustriert seit 2023 für den ruprecht.