Ein Studium mit Haustier bringt viele zusätzliche Aufgaben mit sich. Wir haben mit drei haustierhaltenden Studis gesprochen
Morgens aufstehen und eine gemütliche Runde mit dem Hund gehen, bevor man in die Uni fährt. Am Ende eines langen Tages wird man bei seiner Rückkehr in die sonst dunkle und leere Wohnung schon erwartet und womöglich freudig begrüßt. Für viele ist ein tierischer Begleiter im Studileben ein Traum, der oftmals leider weit entfernt bleibt. Doch nicht für alle – einige Studierende schaffen es, sich auch im Unialltag um ein Haustier zu kümmern.
Cassandra studiert Biowissenschaften und hat ihre ganze Kindheit mit Pferden verbracht. In ihrem ersten Jahr an der Uni hat sie ihr Pferd Lucky zwei Stunden von Heidelberg entfernt bei ihrer Familie gelassen. Dann fand sie einen Stall in Heidelberg und kann seitdem wieder den Alltag mit Lucky teilen. „Wenn ich dort bin, kann ich super runterkommen und danach habe ich den Kopf wieder frei für die Uni“, erzählt sie. Denn Lucky ist für sie nicht nur ein guter Freund, sondern die Zeit im Stall ist für sie auch ein Hobby und Sport.
Pferdebesitzerin zu sein, bedeutet allerdings nicht nur Ausritte bei Sonnenschein: „Wenn man ein Pferd hat, muss man ihm auch gerecht werden“, sagt Cassandra. Das bedeutet, auch bei schlechtem Wetter und an stressigen Tagen fährt sie zu ihrem Pferd und verbringt Zeit mit ihm. Es ist ein fester Punkt in ihrem Alltag, der immer eingeplant werden muss. Besonders Studierenden, die noch keine Erfahrungen mit einem eigenen Pferd haben, empfiehlt Cassandra erstmal eine Reitbeteiligung. Hierbei unterstützt man bei der Pflege und beim Ausreiten eines Pferdes und kann sich so langsam an das Leben als Pferdebesitzer:in herantasten.
Mit der Größe des Tieres nimmt die Verantwortung keineswegs ab. Schildkröten scheinen auf den ersten Blick sehr genügsame Haustiere zu sein, allerdings erfahre ich von Josefine, dass sie ausreichend Zeit im Freien in der Sonne verbringen müssen. Josefine studiert Chemie im Master und besonders in der dunklen Jahreszeit muss sie gut planen, um bei langen Tagen im Labor genügend Sonnenstunden für ihre Schildkröten Mimi und Lilli abzupassen. Da sie in einem Mehrfamilienhaus lebt, können die beiden nicht einfach allein draußen herumspazieren. Obwohl alle Nachbarn über die Schildkröten im Hof informiert sind, bleibt Josefine sicherheitshalber immer dabei, wenn die Schildkröten draußen sind. Trotz all der Verantwortung und der zusätzlich notwendigen Zeitplanung, würde sie die beiden aber nicht hergeben wollen, denn auch wenn Schildkröten vielleicht nicht ganz so kuschelig sind wie ein Hund, sind sie dennoch lebenslange Begleiter, die bis zu 70 Jahre alt werden können. Zusätzlich tut ihr die Zeit, die sie mit Mimi und Lilli draußen verbringt, auch selbst gut und entschleunigt den sonst stressigen Uni-Alltag.
Dass Tiere einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit haben können, weiß jeder, der ein Haustier besitzt. Eine amerikanische Studie hat gezeigt, dass Haustiere ihren Besitzer:innen ein Gefühl von Sinn und Zugehörigkeit geben. Insbesondere Hunde erfüllen zudem soziale Bedürfnisse und können in Krisensituationen ähnliche Unterstützung bieten wie ein guter Freund. Besonders in den stressigen Phasen des Studiums kann ein Haustier dabei helfen, sich ausgeglichener zu fühlen.
Haustiere sind nicht nur Verantwortung, sondern auch gute Freund:innen
Hunde zählen nicht ohne Grund zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland. Auch Ronja ist zu Beginn ihres Studiums mit ihrem Hund gemeinsam in die neue WG gezogen. Zwar muss auch sie ihren Alltag anders planen, um zwischen den Vorlesungen Zeit für ihren Hund Sammy zu finden, allerdings kann sie ihn auch oft mitnehmen, wenn sie sich mit ihren Freund:innenn trifft. „Es bringt sehr viel, ein Tier bei sich zu haben und man ist nie allein“, erzählt Ronja. Sie findet, dass ein soziales Umfeld, bei dem man den Hund auch mal abgeben kann, das Studieren mit Hund sehr erleichtert. Wenn man also genug freie Zeit hat und flexibel ist, kann ein Hund ein toller Begleiter für den Studienalltag sein. Sehr bewusst solle man sich bei der Anschaffung eines Welpen entscheiden, rät Ronja, da Hunde in dieser Lebensphase besonders viel Aufmerksamkeit benötigen, die man ihnen als Student:in eventuell nicht immer geben kann.
Wer sich jetzt überlegt, ob ein Haustier nicht auch eine schöne Ergänzung zum Unialltag wäre, sollte die Entscheidung trotz der Vorteile nicht zu leichtfertig treffen. Mit einem Tier geht eine große Verantwortung einher und auch in der Klausurenphase muss man die Zeit finden, sich gut um das Tier zu kümmern. Außerdem sollte man sich der finanziellen Aspekte bewusst sein, denn nicht jeder studentische Geldbeutel hat noch Kapazität für Futter und Tierarztbesuche. Wenn man aber die Zeit und die Mittel aufbringen kann, ist der Traum eines tierischen Freundes, der zuhause wartet, nicht mehr allzu weit entfernt.
Von Alexandra Dehof
...studiert Biowissenschaften und schreibt seit dem Sommer 2024 für den ruprecht.
...studiert Biowissenschaften, schreibt seit WS 2023 für den Ruprecht und nutzt Interviews als Grund um mit interessanten Leuten zu reden