How to make Christmas presents (not so fast)
Kommentar
Du hast noch keine Ahnung, was du deinem Bruder, deiner besten Freundin oder deiner Oma zu Weihnachten schenken sollst? Selbstgemalte Bilder oder vorgetragene Gedichte ziehen nicht mehr? Dann probier’s doch mal mit Stricken! Denn wer sich in letzter Zeit mal im Marstall oder auf Grünen-Parteitagen umgeguckt hat, weiß, dass Stricken spätestens seit der Pandemie einiges an Coolness dazugewonnen hat.
Stricken ist aber nicht nur voll im Trend, sondern auch gesund. Jede Form von Handarbeit fördert die Koordination, Feinmotorik und Konzentration. Nicht umsonst wird es oft als Gegengift zum Doomscrolling angepriesen, denn wer strickt, hat keine Hand mehr frei zum swipen. Auch für die mentale Gesundheit kann es förderlich sein. Die wiederholende Natur des Strickens wirkt ähnlich entspannend wie Yoga oder Meditation und kann sogar helfen, Angstzustände abzumildern. Der Vorteil: Anders als Yoga ist Stricken hervorragend zum Multitasking. Mit einem Podcast oder Hörbuch, Freund:innen zum Quatschen oder einfach einem Film macht Stricken sogar noch mehr Spaß. Sowieso sind Stricken und Handarbeit sehr gesellig, denn wer strickt hat immer ein Gesprächsthema und Begeisterung, die man mit anderen teilen kann.
Stricken ist gesund und hervorragend zum Multi-tasking
Mentales und physisches Wohlbefinden, zwischenmenschliches Verbundensein und zuverlässig ein Geschenk für Weihnachten parat – was könnte einen da noch davon abhalten, direkt die Nadeln zu schwingen? Nun, wie so häufig bei neuen Hobbies ist der Einstieg vor allem schwer, weil es keinen klaren Startpunkt gibt. Wie immer in solchen Momenten gilt aber: Einfach irgendwo anfangen! Viel falsch machen kann man nicht. Hier ein paar Tipps: Stricken muss nicht teuer sein, insbesondere am Anfang reichen unechte Wolle (Polyacryl) und die Plastiknadeln (Häkelnadeln sind übrigens preislich etwas erschwinglicher als Stricknadeln) vollkommen aus. Sich die notwendigen Materialien von handwerklich fortgeschritteneren Freund:innen oder Familienmitgliedern auszuleihen ist natürlich auch eine Möglichkeit. Als Anfänger:innenprojekte eignen sich vor allem solche, die nicht allzu lange brauchen oder einfach aus einem Viereck bestehen: Schals, Pullunder, Mützen, Stulpen oder zum Häkeln Taschen, Scrunchies und Topflappen. Das Internet ist dabei euer bester Freund! Videos als Anleitung sind besonders hilfreich, da man genau nachvollziehen kann, wie die einzelnen Schritte aussehen. Schwierigkeitsgrade variieren stark mit der Qualität der Anleitung, dementsprechend sollte man sich von Schwierigkeitseinstufungen in der Videobeschreibung nicht abschrecken lassen.
Das Internet ist zwar einerseits eine Goldgrube an Anleitungen und Inspiration, aber gleichzeitig toxisch in dem Anspruch, immer schnell sehr viel zu produzieren. Videos nach dem Motto „Everything I’ve knit this month (as a beginner)“ und „knitting a sweater in 24h“ können schnell entmutigen, denn sie setzen unrealistische Erwartungen. Dabei zwingt Stricken eigentlich dazu, die Dinge langsam anzugehen. Der Charme daran ist doch gerade, dass man die Zeit hat, sich Gedanken darüber zu machen, wie das fertige Produkt aussehen muss, damit es am meisten Freude bereitet. Strickobjekte kann jede:r auf persönliche Präferenzen zugeschnitten herstellen. Und nichts fühlt sich besser an, als auf die Frage: „Hey, der Schal ist voll cool!“ mit: „Den hab ich selbst gemacht“ antworten zu können.
Also, auch wenn in den sozialen Medien Hobbies häufig einfach nur eine weitere Chance zur Selbstoptimierung zu sein scheinen, sollte man sich davon nicht unter Druck setzen lassen. Man muss nicht gut oder gar perfekt sein, um Spaß an seinen Hobbies zu haben. Gerade in der eigenen Freizeit kann man doch die Freiheit genießen, etwas ohne Perfektionsanspruch zu schaffen. Also, los geht’s! Noch ist genug Zeit, bis Weihnachten ein Paar schiefe Topflappen in den Händen zu halten.
Von Marei Karlitschek
...studiert Politikwissenschaft und Geschichte. Sie ist seit April 2024 beim ruprecht und schreibt für alle Ressorts, die sie in die Finger kriegt.