Weihnachten mit Festtagsbraten, Glühwein und Last Christmas ist für die meisten etwas Wunderbares. Doch es ist für Christen wie Nicht-Christen weltweit noch weitaus mehr. Unser Autor stellt in einem Brief an das Christuskind einige Weihnachtstraditionen aus der Welt vor
Liebes Christuskind,
dass die Geburtstage von Berühmtheiten öffentlich gefeiert werden, kommt vor; Obligatorische Nachrichtenmeldung alle zehn Jahre, Jubiläumsjahr alle hundert. Meist sind diese Gedenkgeburtstage national oder regional begrenzt; deines Geburtstags allerdings wird jedes Jahr gedacht und das weltweit.
Dass dein Geburtstag zelebriert wird, hat zu unterschiedlichsten Weihnachtstraditionen geführt. Weihnachten ist in über 160 Staaten auf allen Kontinenten offizieller Feiertag. In manchen Ländern sind es sogar bis zu drei Tage, wie in Finnland oder dem Baltikum. Aber auch im muslimisch geprägten Sudan, mit nur ungefähr fünf Prozent Christ:innen, ist Weihnachten ein gesetzlicher Feiertag, ebenso wie in Indien oder Südkorea.
Eine liturgische Rushhour erlebt zu deinem Geburtstag deine Heimat. Von Ende Dezember bis Anfang Januar geben sich Gläubige und Geistliche zahlloser Konfessionen die Klinke der Geburtskirche in die Hand. Zwischen dem 24. und 25. Dezember begehen vor allem Protestant:innen und Katholik:innen dort das Fest. Die orthodoxen und orientalischen Kirchen halten ihre Gottesdienste dann zwischen dem 6. und 7. Januar ab. Die Weihnachtsfeierlichkeiten werden am 18. Januar an der Geburtskirche mit der Armenischen Kirche, die mit dem späten Feiertag die Geburt und Taufe Jesu durch Johannes zusammen feiert, abgeschlossen.
Auch wenn die Hälfte der libanesischen Bevölkerung Muslime und immerhin fünf Prozent Drusen sind, ist Weihnachten ein Fest, das auch von einem großen Teil, der nicht christlichen Bevölkerung des Libanon, gefeiert wird. So feiern, trotz der auch religiösen Konflikte, anders konfessionelle Familien häufig mit ihren christlichen Nachbar:innen zusammen deinen Geburtstag. Die christlichen Kinder im Libanon pflanzen einen kleinen Samen zwei Wochen vor Weihnachten in Watte oder Papier. Sobald daraus eine kleine Pflanze gewachsen ist, stellen sie diese in die Krippe.
In Deutschland kann man die Weihnachtstraditionen gut in zwei Mal zwei Gruppen unterteilen: Ob es an Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat, oder Braten gibt, und ob der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke bringt. Neben Festschmaus und Geschenkbote gibt es aber noch weitere Weihnachtsbräuche: In der im nordosten Baden-Württembergs gelegenen Region Hohenlohe treiben die sogenannten „Rollbuben“ (manchmal auch „Rollesel“) ihr Spiel: An Heiligabend verkleiden sich die Jungen der Dörfer mit weißen Laken und martialisch anmutenden Kopfbedeckungen. Zur Dämmerstunde kündigen sich die vermummten Gestalten durch Geläute und Gebimmel an: Mit Rollriemen und dumpfen Kuhglocken schallen sie durch die Straßen, kliengeln an den Haustüren und läuten das Weihnachtsfest ein. Als Dankeschön für ihre „Dienste“ erhalten die Jungen Gutsle (Plätzchen), Geldscheine und hier und da auch einen Schnaps.
In Südkorea besteht gut ein Viertel der Bevölkerung aus Christen und auch hier in Ost-Asien ist Weihnachten ein Feiertag. Nach Gottesdienst mit Krippenspiel mit anschließendem gemeinsamem Essen ziehen die Jugendlichen danach singend durch die Straßen und übernachten schließlich in der Kirche.
Auch wenn es zur Passionszeit noch ein bisschen hin ist, stürzen sich die Ir:innen am Morgen des 25. Dezember in ihre ganz eigene Passion: In der Frühe des Weihnachtsmorgens springt man dort zum Weihnachtsspringen in die kalten Fluten des Meeres; allerdings weiß ich mich, ob sich der Neckar für unsere irischen Kommiliton:innen als Ersatz eignet. Am 26. Dezember, dem St. Stephen‘s Day steht dann der Umzug der „Wrenboys“ an, bei dem Spenden für caritative Zwecke gesammelt werden.
In Äthiopien hat sich die Tradition des Fastens in der Vorweihnachtszeit gehalten. Vegan bereiten sich die orthodoxen Äthiopier:innen vierzig Tage lang auf das Fest vor. Zum Weihnachtsfest gibt es dann allerdings ein großes fleischlastiges Festmahl. Danach spielt man in Äthiopien eine Art Cricket.
Ich wünsche im Namen der ruprecht-Redaktion wünscht dir einen schönen 2024sten Geburtstag.
Und euch, lieben Leserinnen und Lesern, ein frohes und gesegnetes Fest: Wann, wo und wie auch immer ihr es feiert!
Von Robert Bretschi
...studiert molekulare Biotechnologie und ist seit dem Sommersemester 2023 beim ruprecht. Meistens schreibt sie wissenschaftliche Artikel oder über das studentische Leben. Seit November 2023 kümmert sie sich außerdem um die Website und den Instagram-Kanal des ruprecht.