Die Weihnachtszeit: Die Zeit von Nähe, Liebe und Geborgenheit – eine Idee, die ich getrost über Bord werfen kann, als ich abends auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt an den Glühweinstand kommen möchte. Nur die versprochene weihnachtliche Nähe spüre ich in dem Moment allerdings ungewollt zu den BesucherInnen rechts und links von mir. Wenn meine Winterjacke nicht so dick wäre, hätte ich sicher schon ein paar blaue Flecken von dem Geschiebe und Gedränge. Von den Ausstellern erspähe ich nur schemenhaft die Auslage, die immer wieder hinter mehreren Köpfen verschwindet. Wenn ich ernsthaft etwas kaufen wollte, müsste ich tagsüber herkommen. So bleibt es bei dem obligatorischen Glühwein, dann suche ich das Weite. Für viele Studis, die so wie ich, jeden Tag in die Altstadt müssen, geht der Weihnachtsmarkt auf die Kling-Glöckchen. Schließlich pflastern die Stände das letzte bisschen Platz zu, dass die Altstadt noch hergibt. Dennoch: Ich mag Weihnachtsmärkte, sie verzaubern den grauen Winter und haben im Dunkeln etwas Magisches – gerade deshalb ist es ja abends so unglaublich voll. Da kommt schnell der Wunsch auf: Kann ich als Snowflake den Weihnachtsmarkt nicht einfach für mich genießen?
Tatsächlich: Und zwar in Neuenheim. Hier gibt es das kleine Pendant zur Heidelberger Menschenwanderung. Eine Handvoll Stände steht rund um den Neuenheimer Marktplatz, die dennoch alles bieten: Waffeln, Flammkuchen, Christstollen, Bratwurst, Glühwein und … Lasagne (… okay Neuenheim, ich hab’s kapiert, du musst wieder extra sein). Das Beste kommt aber noch: Hier gibt es keine Menschenmassen!
Wer also die Weihnachtsatmosphäre erleben möchte, ohne geboxt, geschoben oder geschubst zu werden, der macht es so wie ich und trinkt seinen Glühwein in Neuenheim.
Von Sara Haase
…studiert Germanistik im Kulturvergleich und Anglistik im Master. Sie schreibt seit dem Sommersemester 2024 für den ruprecht. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, singt sie zu Taylor Swift mit, während sie Kekse backt.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.