Die Klausurenphase rückt näher, die Plätze im Lesesaal werden Mangelware und langsam sollte man vielleicht mal mit dem Lernen anfangen. Aber wie? Ein Survival-Guide für den Prüfungsstress
Stress, Schlafmangel und Selbstzweifel. Ein weiteres Semester stellt sich seiner Endgegnerin: der Klausurenphase. Freizeitaktivitäten müssen abgesagt werden, die Familie fragt, wann man sich wieder blicken lässt, der Chef bittet nach zusätzlicher Hilfe bei der Abendschicht und obendrauf plagen einen ernsthafte Versagensängste.
Aber mit all den Stressfaktoren, insbesondere dem Klausurenstress, kann geschickt umgegangen werden. Deswegen hat der ruprecht Studierende aus höheren Semestern bezüglich ihrer bisherigen Erfahrungen interviewt und sie nach ihren besten Tipps für die Klausurenphase gefragt. Der Stress wird von vielen nicht als Prüfungsangst wahrgenommen, sondern als eigeninitiierter Druck. Doch die Momente vor der Klausur sollen wohl ein besonders negatives Gefühl auslösen, welches sich durch körperliche Reaktionen wie Übelkeit äußert.
Ein weiteres Semester stellt sich seiner Endgegnerin
Die meisten Studierenden sind der Überzeugung, dass ein gut überdachter Lernplan die Klausurenphase entlasten kann. Realistische und erreichbare Tagesziele können die Motivation aufrechterhalten. Der Lernplan sollte laut den Studierenden nicht nur strukturierte Lerneinheiten und einen körperlichen Ausgleich einplanen, sondern auch Zeit für sich selbst. Diese Zeit kann sehr individuell gestaltet werden: Einige setzen hierbei auf eine längere Kaffeepause, andere auf einen entspannten Netflixabend. Besonders wichtig ist den Studierenden ihr bevorzugter Sport, der als körperlicher Ausgleich dient. Ob Trainieren im Gym, Joggen am Neckar oder Ballsportarten mit Freund:innen – nach einem langen Tag am Schreibtisch kann man so prima Dampf ablassen.
Um sich in der Klausurenphase nicht zu isolieren, sind soziale Kontakte ebenfalls wichtig. So könnte gemeinsam das Lieblingscafé besucht, ein Kochabend veranstaltet oder auch am Abend in der Unteren gefeiert werden. Damit man sozialen Aktivitäten sowie dem Sport und der Uni gerecht wird, empfiehlt sich der Kauf eines Wochenplaners, der mit Uhrzeiten versehen ist. Am Wochenende kann man dann einen Blick auf die kommende Woche werfen und Lerneinheiten, Sport und Treffen mit Freund:innen planen. Eine strukturierte Planung gibt mehr Sicherheit und das Gefühl, die Zeit gut zu nutzen.
Sicher ist: Mit Prüfungsängsten bist du nicht allein
Doch wir alle wissen, dass sich die Klausurenphase trotz allem ziehen kann. Es ist also wichtig, motiviert zu bleiben. Hierbei gehen die meisten Studierenden nach dem Schema vor, sich für das Ende der Klausurenphase eine Belohnung in Sichtweite zu setzen. Häufig werden der kommende Urlaub an Entspannungsorten oder der wieder einkehrende Alltag erwähnt.
Der Stress, der uns bis in den Schlaf verfolgt, kommt aber nicht von ungefähr. Damit wir mit ihm umgehen können, ist es hilfreich zu verstehen, woher er kommt. Dr. Miriam Stein, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin am Psychologischen Institut, erklärt, dass Stress eine Anpassungsreaktion auf einen Reiz ist, der unseren Körper auf Kampf oder Flucht einstellt. Unangenehme Folgen können Verspannungen, innere Unruhe und Schlafstörungen, Erschöpfung oder Kopfschmerzen sein. Diese Faktoren führen in einigen Fällen zu körperlichen oder psychischen Erkrankungen. Um dies zu verhindern, rät sie den Studierenden, vorausschauend zu denken. Auch das Arbeiten in Lerngruppen kann motivierend sein und hilft zudem, das soziale Umfeld trotz Stress nicht zu vernachlässigen. Körperliche Anspannungen vorzubeugen oder diese bewusst zu lösen unterstützt darüber hinaus das physische und damit auch das mentale Wohlbefinden.
Bei extremen Prüfungsängsten kann als erste Anlaufstelle die Website der Psychosozialen Beratung für Studierende (PBS) des Studierendenwerks helfen. Zusätzliche Unterstützung leistet auch ein persönliches Beratungsgespräch des Therapeut:innenteams. Außerdem bietet das Psychologische Institut das Projekt „Coaching für Studierende von Studierenden“ an. Hierbei unterstützen Coaches beim Zeitmanagement und beim Erstellen von Lernplänen und stellen außerdem Entspannung und Selbstfürsorgetechniken.
Man kann sich die Klausurenphase definitiv erleichtern, dennoch ist Prüfungsangst nicht klein zu reden. Häufig fühlt man sich in seiner Unsicherheit alleine und vergleicht sich mit Menschen, die ihre Klausuren ohne Probleme zu meistern scheinen. Das ist jedoch fern von der Realität. Laut einer Studie der IU Internationalen Hochschule litten neun von zehn Deutschen schon einmal unter Prüfungsangst, fast zwei Drittel davon während der Schulzeit oder des Studiums. Der schwerste, aber effektivste Tipp ist hierbei: sich die eigene Angst einzugestehen und offen darüber zu sprechen. Probleme erscheinen weniger groß, wenn wir sie mit anderen teilen. Wer seine Schwierigkeiten nicht nach außen tragen möchte, kann alternativ auch eine individuelle Schreibtherapie machen, bei der man die Sorgen auf Papier bringt.
Wichtig ist, die kleinen Erfolge zu feiern: das frühe Aufstehen, der Besuch einer Vorlesung ohne Anwesenheitspflicht oder auch ein zweistündiger Bib-Aufenthalt. All diese Dinge sind Investitionen in euch selbst und bringen euch näher an das gesetzte Ziel.
Von Nina Dettmann und Fabienne Burkhardt
studiert Anglistik und Geschichte. Aktiv im ruprecht seit Oktober 2024.
…studiert Geschichte und Anglistik. Seit Oktober 2024 ist sie beim ruprecht aktiv.