Heidelberger Forscher entschlüsseln Gene zur Regeneration des Fischauges. Eine Hoffnung für unsere Augen?
Einen abgetrennten Arm wieder nachwachsen lassen, das ist der Traum des Spiderman-Bösewichts Dr. Curt Connors. Gelingen soll das mit Hilfe der Gene einer Eidechse, die ihre Gliedmaßen nachwachsen lassen kann. Der Selbstversuch geht natürlich schief und der Wissenschaftler terrorisiert als riesige Echse New York. Doch was wie Science-Ficitonklingt, ist gar nicht so weit entfernt von der Wirklichkeit. Denn ein Team des Centre for Organismal Studies (COS) der Universität Heidelberg hat nun herausgefunden, wie Fische es schaffen, Verletzungen der Netzhaut zu regenerieren.
Im Gegensatz zu Menschen haben Fische die Fähigkeit, die Nervenzellen der Netzhaut zu regenerieren. Der Grund für diese Fähigkeit liegt in den Genen der Fische. Die Heidelberger Forscher haben nun versucht zu entschlüsseln, welche genetischen Faktoren dabei eine Rolle spielen. „Die Gene sind sehr, sehr ähnlich. Was anders ist, ist die Art und Weise, wie die Gene angesprochen werden“, erklärt Joachim Wittbrodt, Leiter der Studie, „so wie verschiedene Sprachen auch alle mit den gleichen Buchstaben arbeiten, ist es auch hier mit den Genen.“
Um den Prozess zu verstehen, haben die Wissenschaftler untersucht, was bei der Verletzung im Auge eines Madeka-Fisches passiert. Katharina Lust, Erstautorin der Studie, erklärt das so: „Wir haben geschaut, welche Faktoren nach so einer Verletzung angeschaltet werden. Dann haben wir versucht, diese Faktoren zu nehmen und eine Regeneration ohne eine Verletzung anzuschalten.“ Das überraschende Ergebnis: Nur ein Faktor von etwa 23 000, die der Fisch hat, ist für den Regenerationsprozess verantwortlich.
Die nächste Frage sei, so Lust, ob diese Funktionen auch bei einer Maus oder anderen Organismen außer Fischen funktioniere – zumal sowohl Mäuse als auch Menschen dieselben Zellen haben, „bloß nach einer Verletzung funktionieren die einfach nicht so.“ Doch dies sei kein Teil der Grundlagenforschung, meint Wittbrodt. Die Frage nach dem weiteren Nutzen stelle sich in Kollaboration mit Leuten, die auch tatsächlich daran arbeiten, also in der medizinischen Forschung.
„Wir wollen immer zuerst verstehen, und wollen mit unserem Verständis natürlich auch Türen aufstoßen, das zu übertragen. Wir machen aber nicht direkt Anwendungsforschung, die darauf abzielt, Therapeutika zu entwickeln, auch wenn dieses Ding tatsächlich Potential hat.“ Doch vor einem Missbrauch á la Curt Connors braucht man in naher Zukunft laut Wittbrodt keine Angst zu haben: es sei „schließlich kein universeller Regenerationsfaktor.“
Von Esther Lehnardt und Verena Mengen