Studierendenvertreter gestalten den neuen Lehramtsmaster mit. Bisher war das Modell erfolgreich. Doch vielen geht die Beteiligung nicht weit genug
Mit der Lehramtsreform steht die Universität derzeit vor der Aufgabe, eine neue Art Masterstudiengang aus dem Boden stampfen zu müssen. Seit Ende April sitzen auch zwei Vertreter des Studierendenrats (StuRa) in der Arbeitsgruppe „Master of Education“ und arbeiten an der Gestaltung der neuen Studiengänge mit. „Bisher ging es vor allem um die Rahmenstruktur, also darum, wie die Module und Leistungspunkte in den Fächern angeordnet werden können“, erklärt Heiko Depping, einer der beiden Vertreter. Er und seine Kollegin Henrike Arnold treten dabei für Positionen ein, die zuvor der Arbeitskreis Lehramt des StuRa erarbeitet hat und die dann vom StuRa offiziell beschlossen wurden.
Mit der Zusammenarbeit sind sie im Allgemeinen zufrieden. „Die Arbeitsatmosphäre ist gut, wir freuen uns, dass unsere Meinung und auch Kritik wahrgenommen wird“, sagt Heiko. Im Vergleich zur Steuerungsgruppe für die neuen Bachelor-Studiengänge mit Lehramtsoption, die bereits im vergangenen Wintersemester angelaufen sind, bekomme man außerdem schneller alle benötigten Informationen und Unterlagen. Auch von Seiten des Rektorats sieht man die Einbindung der Studierendenvertreter sehr positiv: „Die Ideen, Hinweise und die Erfahrungen der Studierenden sind für uns unerlässlich und wertvoll“, bestätigt Beatrix Busse, Prorektorin für Studium und Lehre.
Es könnte also alles reibungslos funktionieren, bis der Lehramtsmas-ter Anfang 2017 fertig geplant ist – doch von Seiten des AK Lehramt ist auch deutliche Kritik an der Einbindung der Studierenden zu hören. Denn zunächst seien die Studierenden nur inoffiziell gefragt worden, ob sie in der Master-Arbeitsgruppe mitmachen wollten – ohne offiziell den StuRa darum zu bitten, gewählte Vertreter zu entsenden. „Wir mussten erst darauf drängen, dass offiziell angefragt wurde, damit wir legitimiert werden konnten“, erklärt Heiko. „Da das Ganze recht kurzfristig passierte, konnten wir auch erst mit Verspätung mitarbeiten. Wir hoffen, dass es in Zukunft selbstverständlicher wird, den StuRa anzuerkennen und zu berücksichtigen.“ Darüber hinaus müsse gerade auf Fachebene viel für die neuen Studiengänge getan werden, wobei die studentische Beteiligung aber unterschiedlich stark sei. Dem widerspricht jedoch Busse: „Wir haben in den Fächern Arbeitsgruppen zur Reform der Lehrerbildung eingerichtet, denen immer auch Vertreterinnen und Vertreter aus den Fachschaften angehören.“
Auf einer grundsätzlicheren Ebene bemängelt man beim AK Lehramt, dass die aktive, inhaltliche Mitarbeit von Studierenden kaum in Gremien stattfinde, die tatsächlich etwas beschließen können. So einigt sich zwar die Master-Arbeitsgruppe auf gemeinsame Vorschläge, doch bestätigen muss diese der Senat, in dem die Studierenden nur vier von 39 Sitzen haben. Gleiches galt zuvor auch für die Steuerungsgruppe des Bachelors mit Lehramtsoption. Busse hingegen betont, dass Studierende durchaus stark eingebunden seien, auch in der Studiengangsentwicklung: „Das ist unter anderem in den Fächern selbst garantiert sowie auch durch zahlreiche Strukturen in unserem Qualitätssicherungssystem „heiQUALITY“.
So ist beispielsweise die AG Qualitätsmanagement in Studium und Lehre fach- und statusgruppenübergreifend besetzt und die Studierenden sind eindrucksvoll im Pool der Senatsbeauftragten für Qualitätsentwicklung vertreten.“ In diesem Pool sind tatsächlich 22 der insgesamt 68 Mitglieder Studierende – vorschlagen können sie jedoch nur die Univerwaltung und der Senat, nicht jedoch der StuRa. Die Wahl dieses Pools geschieht wiederum im Senat mit nur sehr geringem studentischem Einfluss.
Dass Studierende also an vielen Punkten in Zusammenarbeit mit dem Rektorat mitreden können, streitet auch beim AK Lehramt niemand ab. „Das Gehörtwerden der Studierenden ist uns aber noch zu informell, nicht genug institutionalisiert“, bemängelt Kirsten-Heike Pistel, neben dem AK Lehramt auch als StuRa-Referentin für Gremienkoordination aktiv.
In der Entwicklung des neuen Lehramtsmasters bleibt währenddessen noch ein spannungsreicher Punkt übrig: Die Frage, ob und wie die Studiengänge zulassungsbeschränkt oder mit Assessments ausgestattet werden. „Grundsätzlich sind wir gegen eine Lehrerauswahl nach rein fachwissenschaftlichen Noten“, erklärt Heiko. „Das wird demnächst groß diskutiert werden.“ Es bleiben also noch zahlreiche Baustellen – nicht nur beim Lehramtsmaster, sondern auch bei der Frage, wie viel Studierende an der Uni Heidelberg mitreden oder gar mitentscheiden dürfen.
[box type=“shadow“ align=“aligncenter“ ]Mit der Umstellung von Staatsexamen auf Bachelor und Master wird das gesamte Lehramtsstudium in Baden-Württemberg neu aufgebaut. Bereits zum Wintersemester 2015/2016 ist der Bachelor gestartet. Dabei studiert man einen „polyvalenten“ 50/50-Fachbachelor und kann in den Übergreifenden Kompetenzen eine „Lehramtsoption“ mit entsprechenden Lehrveranstaltungen und zwei kurzen Praktika wählen. Die meisten fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Veranstaltungen sowie das Schulpraxissemester folgen dann erst im „Master of Education“, der zum ersten Mal im Wintersemester 2017/18 angeboten werden soll.
In Heidelberg geht mit der Reform auch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Universität und Pädagogischer Hochschule einher – so sollen Veranstaltungen für Studierende beider Hochschulen angeboten und ein Wechsel vom Bachelor zum Master zwischen Universität und PH ermöglicht werden. [/box]
Von Simon Königdorff
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