Luft oder Louvre: Sollten Studenten auf Reisen ins Museum gehen?
Pro
[box type=“shadow“ ]Studierende, die ihren wohlverdienten Urlaub in Museen verbringen, wollen nur ihr ach so akademisches Selbstbild pflegen und sich dem durchschnittlichen Pauschaltouristen überlegen fühlen. Dieses Klischee über museumswütige Studierende ist, wie alle Klischees, sicher nicht völlig unberechtigt. Doch es sollte keinen Studierenden davon abhalten, auf Reisen auch den Blick in ein Museum zu wagen.
Denn entgegen ihrem oft langweiligen Ruf bieten viele Museen verschiedene, vielfältige und interaktive Konzepte. Im Universum in Bremen können die Besucher zum Beispiel durch eine Gebärmutter laufen und in Hamburg kann man an verschiedenen Computern die Entwicklung von Videospielen nachvollziehen, indem man sie spielt. Aber auch klassische Ausstellungen können spannend sein. Eines der Bilder, die man bisher nur als Nachdrucke kannte plötzlich im Original zu sehen, kann beeindrucken. Die Orte besonderer historischer Ereignisse zu besuchen und mit den Ausstellungsstücken der vergangenen Zeit nachzuspüren, hilft neue Eindrücke zu vermitteln.
Dabei kann man viele Informationen durch das Anschauen und Erleben aufnehmen und einmal nicht durch einen trockenen Text, den man in einer schlecht geheizten Bibliothek liest. Der unmittelbare Eindruck des Ausgestellten lässt einen das Wissen mit einem Erlebnis, einer Emotion verbinden. Mit diesen Eindrücken nimmt man etwas von der Kultur und Geschichte des Ortes mit, was sicher länger hält und nützlicher ist als die Mitbringsel aus dem Souvenirladen.
Wenn Studierende auf Reisen also gern Museen besuchen, ist das kein Zeichen von akademischer Arroganz, sondern eines von lebendiger Neugier und dem Willen, sich auf ein Stück Geschichte und Kultur des Ortes einzulassen, den sie besuchen.
Von Esther Lehnardt [/box]
Contra
[box type=“shadow“ ]Als Student ist es unbestreitbar wichtig, ab und an zu verreisen: Einerseits muss man sich vom stressigen Unialltag erholen. Andererseits gibt es keine bessere Möglichkeit, den eigenen kulturellen Horizont zu erweitern. Aus genau diesen Gründen sollte man vom Museumsbesuch im Urlaub aber besser absehen. Denn nichts stresst mehr als im völlig überfüllten Louvre, MoMA oder Guggenheim zwischen hunderten Selfiesticks das eine berühmte Gemälde zu erspähen, welches dann auf wundersame Weise eine erhellende Wirkung auf den Betrachter ausüben soll. Diese alten Meister oder hochgelobten „up-and-coming artists“ haben einem dann gefälligst zu gefallen, schließlich sind sie sehr teuer und wahlweise sehr alt oder sehr modern. Während man innerlich teilnahmslos etwas über die Pinselführung faselt, hätte man sich am Strand oder im Stadtpark deutlich effektiver erholt.
Um Kunst und Kultur zu genießen, könnte man den Eintritt für die Galerien und Sammlungen doch besser in ein Straßenbahnticket zu den schönsten Street Art-Projekten der Stadt investieren. So sitzt man nicht mit lauter Touristen im Shuttlebus zum Völkerkundemuseum, in dem man eine angestaubte Version der Kultur des Landes durch Vitrinen betrachtet, sondern kommt in den unmittelbaren Kontakt mit den Bewohnern des Reiseziels. Dem überteuerten Standardessen des Museumscafés entkommt man auf diese Weise auch und abseits der Reiseführer-Routen findet man so die authentische, lokale Küche.
Wer trotzdem nicht auf Museumsbesuche verzichten möchte, sollte sich einmal in der heimischen Museumslandschaft umsehen. Denn im Gegensatz zu den „Must-See“-Museen in New York und Co. gibt es in den Heidelberger Museen keine weltberühmten Gemälde, aber auch keine Heerscharen von knipsenden Touris oder eine allgemeingültige Deutungshoheit der Exponate.
Von Johanna Famulok[/box]