Bei seinem Besuch in Heidelberg sprach der Reformator vor Studenten und Professoren
Dem 500-jährigen Reformationsjubiläum wird in diesem Jahr gedacht. Medien berichten, Museen und Vorträge richten sich thematisch nach diesem Großereignis und rufen die Erinnerung an die religiöse Umwälzung wach.
Während der Reformation galt Heidelberg als geistiges Zentrum und als wichtiger Ort des Humanismus. Heute spüren Stadtführungen und eine Gedenktafel auf dem Universitätsplatz dem Wirken Martin Luthers in Heidelberg nach, eine passende Ausstellung in der Stadt ist für dieses Jahr angekündigt.
Am 26. April 1518 hielt der Augustinerorden auf Veranlassung Roms eine Reformveranstaltung in der Heidelberger Artistenfakultät ab. Solche Tagungen fanden im Rhythmus von drei Jahren an wechselnden Orten statt. Martin Luthers Auftreten auf dieser Tagung stellte seinen ersten theologischen Auftritt außerhalb Wittenbergs nach seinem Thesenanschlag dar. Anstelle der von der Kirche intendierten Rede legte Luther in seinem Vortrag die theologica crucis dar, seine reformierte Sichtweise der christlichen Theologie.
Im Hörsaal verfolgten Ordensbrüder, Professoren und Studenten die von Martin Luther geleitete Veranstaltung. In dieser verteidigte er seine 95 Thesen, die er in Wittenberg angeschlagen hatte. Zudem postulierte er, dass der Mensch die Gnade Gottes nicht durch seine Werke, sondern durch seinen Glauben erhalte. Dieses wissenschaftliche Streitgespräch ging als „Heidelberger Disputation“ in die Geschichte ein. Mit der Verbreitung von Luthers Ideen unter deutschen Professoren und Studenten sowie am Heidelberger Hof entfaltete es eine große Wirkkraft.
Des Weiteren entstand während seines Aufenthaltes der „Heidelberger Katechismus“, ein verbindliches Glaubensbekenntnis aller reformierten Protestanten, das in 129 Fragen und Antworten die Grundlagen des christlichen Glaubens aus reformatorischer Sicht erklärt. Heute ist der Katechismus in wesentlichen Teilen in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen.
Durch seinen Aufenthalt in Heidelberg gewann Luther in der Zuhörerschaft Anhänger, die im südwestdeutschen Raum selbständig wirkten und besonders in Reichsstädten wie Straßburg erfolgreich die Ideen der Reformation verbreiteten. Aber auch Briefe zwischen Theologen führten zur Ausweitung des Gedankenguts.
Trotzdem gewann Martin Luther in Heidelberg nicht nur Anhänger: Vor allem Theologieprofessoren machten in dem Streitgespräch kritische Beiträge zu den vorgetragenen Standpunkten.
Nicht nur von der Symbolfigur Luther, sondern auch von politischer Seite aus strebten führende Persönlichkeiten nach der Umsetzung und Verbreitung der Ideen der Reformation. In der Kurpfalz führte Ottheinrich zwischen 1556 und 1559 die Reformation ein. Kurfürst Friedrich III. (der Fromme) agierte mit der Zielsetzung, den calvinistischen Glauben zu verbreiten. Dadurch zogen viele Glaubensflüchtlinge aus ganz Europa nach Heidelberg.
Lea Dortschy