Am 23. April feierte „Der blaue Würfel“ im Theater Heidelberg seine Uraufführung. Mit seiner grotesken Inszenierung wusste der Regisseur Christian Bley das Publikum zu unterhalten.
Wir befinden uns in der Zukunft. Die Heidelberger Livia und Cedric Horst haben geerbt und beschließen, mit ihrer Tochter Nicole in die Stadt zu ziehen – „Ein Leben wie die oberen Zehntausend“ schwebt den beiden vor. Damit das klappt, haben sie die durchgeknallte Beraterin Cilly – hervorragend gespielt von Nicole Averkamp – engagiert. Diese hat sich auch schon um ein passendes Haus gekümmert: eine Villa, ganz in rosa. Während das Ehepaar noch mit der Kaufentscheidung ringt, sticht ihnen ein seltsamer blauer Würfel ins Auge und daraus hervortretend: Bob – ein Mann aus einer anderen Zeit. Damit ist die Sache geklärt: das Angebot wird angenommen.
Schnell erfahren die Nachbarn vom mysteriösen Würfel und werden vorstellig. Indes legt Cilly ihre beratende Funktion breit aus und fängt an – ganz zum Unwillen von Cedric – das Leben des Ehepaares zu bestimmen. Und dann ist da noch die Maklerin, die den Verkauf des Hauses in Anbetracht des Würfels am liebsten rückabwickeln würde. Es entwickelt sich ein Wettkampf um dieses Objekt, das für alle Beteiligten zusehends an Interesse gewinnt.
Mit ihrem rasanten und überzogenen Spiel wissen die Darsteller das Publikum zum Lachen zu bringen. Herausragend sind die überdrehten Dialoge, in denen keiner wirklich zuhört und die sich durch das ganze Stück ziehen. Immer wieder kommt es zu flotten Wortwechseln, in denen die Gruppe einmal mehr beweist, dass die Aufführung eine Teamleistung ist. Die Dynamik wird durch ein körperbetontes Spiel noch einmal unterstrichen: Jede noch so kleine Geste wird groß gespielt.
Ganz nebenbei wird das Bild einer grotesken Zukunft skizziert, die bisweilen an Huxleys „Schöne neue Welt“ erinnert: Um Gefühle und die damit verbundenen Probleme zu vermeiden, schmeißt man sich beruhigende Pillen ein; der Lebenslauf der Kinder wird schon vor deren Geburt bis hin zur Ausbildung im Voraus geplant; und wenn man mal Hunger bekommt, zieht man sich kurzerhand ein Menü aus dem 3D-Drucker.
Dennoch gelingt es dem Regisseur, das Stück stets auf einer komödiantischen Ebene zu halten. Dazu gehören auch die regelmäßig eingebauten Gesangspassagen, die in disneyfilmreifer Choreographie die Situation immer wieder ins Lächerliche ziehen. So bietet das Stück wunderbare Unterhaltung, bei der das Lachen garantiert ist. Lediglich zur Mitte hin wird es etwas langatmig, was dem Umstand geschuldet ist, dass das Stück keinen richtigen Spannungsbogen besitzt. Ist man darüber hinaus, geht es in gewohntem Tempo weiter.
Von Justin Reuling
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„Der blaue Würfel“
Theater und Orchester Heidelberg
Termine:
Donnerstag, 04.05.2017, 20.30 Uhr
Samstag, 13.05.2017, 19.30 Uhr
Samstag, 20.05.2017, 19.30 Uhr
Samstag, 27.05.2017, 19.30 Uhr
Donnerstag, 01.06.2017, 19.30 Uhr
Freitag, 02.06.2017, 19.30 Uhr
Sonntag, 11.06.2017, 19 Uhr
Montag, 19.06.2017, 19.30 Uhr
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