Stadt, Uni und Land wollen den weiteren Ausbau des Neuenheimer Felds voranbringen. Doch es kommt immer wieder zu Konflikten
Im Jahr 1961 erblickten zwei Schwergewichte der Heidelberger Stadtgeschichte die Welt: Während in einem unbekannten Krankenhaus ein kleiner Junge namens Eckart Würzner seine ersten Atemzüge tat, setzten die Heidelberger Stadtväter einen neuen Bebauungsplan für das Neuenheimer Feld in Kraft. Heute kreuzen sich ihre Wege wieder. Denn während ersterer in voller Blüte steht, geht es dem betagten Bebauungsplan an den Kragen. Schon seit längerem sind die im Plan von 1961 vorgesehenen Flächen verbaut. Um weitere Gebäude hinzufügen zu können, muss das Baurechtsamt jedes mal eine Befreiung erteilen.
Eine Situation, die die Stadt nicht länger hinnehmen will. Ein neuer „Masterplan“ soll nun entstehen, in dem die grundlegenden Linien für die zukünftige Entwicklung des Neuenheimer Feldes festgelegt werden sollen. Insbesondere die Wettbewerbschance der Universität soll weiter ausgebaut werden. Dafür soll die Verkehrssituation im Neuenheimer Feld entspannt und eine neue Brücke zwischen Wieblingen und dem Neuenheimer Campus errichtet werden.
Um die Verhandlungen auf den Weg zu bringen, wird seit einiger Zeit über eine Rahmenvereinbarung zwischen den drei Hauptakteuren Stadt, Land und Uni beraten. Einen ersten gemeinsamen Entwurf präsentierte Eckart Würzner zusammen mit Rektor Eitel im Mai dieses Jahres. Protest gegen den Vorschlag regte sich vor allem bei den Stadtteilen. So befürchteten viele Wieblinger eine drohende Verkehrsflut. In Handschuhsheim regte sich Widerstand gegen eine Ausdehnung des Neuenheimer Felds über den Klausenpfad hinaus.
Die entstehende Krise versuchte vergangenen Mittwoch Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer, mit einer eigenen Stellungnahme aufzulösen. Sie schlug vor, die Verantwortlichkeit auf das Wissenschafts- und Finanzministerium aufzuteilen. Dagegen protestierte auch Würzner. Er scheint eine neuerliche Auseinandersetzung mit der Universität zu scheuen. Der letztjährige Versuch, eine neue Bahnstrecke im Neuenheimer Feld gegen die Universität durchzusetzen, war schließlich vor dem Verwaltungsgerichtshof gescheitert.
Aus diesem Grund setzte Würzner auf der letzten Sitzung mit den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates durch, dass die Rahmenvereinbarung neben Bauer und ihrer Staatssekretärin auch von Unirektor Eitel unterzeichnet werden muss. So soll die Uni auf eine Zusammenarbeit verpflichtet werden. Auf die Sorgen der Stadtteile ging Würzner zumindest teilweise ein. So soll zumindest der weitere Ausbau auf dem Neuenheimer Feld während den Hauptverhandlungen zur Diskussion gestellt werden.
Bevor die Rahmenvereinbarung unterzeichnet und die Verhandlungen für den „Masterplan“ begonnen werden können, muss nun noch der Gemeinderat dem bisherigen Stand zustimmen. Sollte dieser noch einmal deutliche Veränderungen vornehmen, muss auch der Senat ein weiteres Mal befragt werden. Bis die wirklichen Verhandlungen beginnen, kann es also noch eine Weile dauern.
Von Jakob Bauer