Mein erstes Handy bekam ich, als ich 13 Jahre alt war. Daher war mir der Besitz einer Telefonkarte gänzlich fremd. In meinem Umfeld war das eigene Handy auch nichts Besonderes. Es wundert deshalb nicht, dass die Telekom seit Jahren mit der Schlagzeile „Telekom will Telefonzellen abbauen“ in den Medien auftaucht. Im letzten Jahr soll die Zahl der öffentlichen Telefone daher auf 30 000 in ganz Deutschland gesunken sein.
Ein kleiner romantischer Fleck in Deutschland scheint von diesem Vorgehen jedoch ausgenommen: die Heidelberger Altstadt. Vor dem Hörnchen, vor dem Café Extrablatt und am Uniplatz – wo man nur hinsieht, erblickt man die geschmeidigen Säulen mit rosafarbenem Köpfchen. Natürlich wurde das Design der Säulen inzwischen an ein modernes Stadtbild mit glänzendem Stahl und Glasdach angepasst und die alten gelben Zellen dienen lediglich Nostalgikern. Laut Telekom werden Telefonzellen abgebaut, wenn sie nicht mehr die Kosten für die technische Wartung, Strom und Reinigung decken. Konkret bedeutet das, dass sich der Standort unter einem monatlichen Umsatz von 50 Euro nicht lohnt. Wie viele Standorte genau es in der Altstadt gibt, wird von Stadt und Telekom jedoch nicht bekannt gegeben.
Ob es die vielen Touristen sind, die dasselbe Gefühl wie der kleine sympathische Außerirdische empfinden und andauernd „nach Hause telefonieren“, um die Standorte der Telefone zu rechtfertigen?
An dieser Stelle weist die Telekom jedoch darauf hin, dass sie auch der Pflicht zur Grundversorgung an öffentlichen Telefonen nachkommen muss und in der Heidelberger Altstadt lediglich Basistelefone stehen. Was zunächst edel und großmütig klingt, nutzt die Telekom geschickt. Denn die Telefonstationen rüstet der Mobilfunkanbieter zu WLAN Hotspots auf und verbessert so den eigenen Service. Die neusten Modelle haben es jedoch noch nicht nach Heidelberg geschafft. Schade, denn sie könnten mit Internetzugang, der Möglichkeit die Parkscheibe per Handy zu verlängern und einem Briefmarken-Service tatsächlich nützlich sein.
Von Maren Kaps