Der Bund der Ehe verband Heidelberg mit dem thailändischen und schwedischen Adel
[dropcap]I[/dropcap]m Jahre 1905 begann der damals 20-jährige Prinz Rangsit von Siam auf Wunsch seines Vaters König Rama V. Chulalongkorn ein Studium in Rechts- und Kameralwissenschaften, die Grundlage für eine Laufbahn in Verwaltung und Justiz. Er wechselte schnell in ein geisteswissenschaftliches Studium.
Obwohl er auch zuvor schon in Heidelberg wohnte und vermutlich das Heidelberg College besuchte, war es wohl nicht das Studium, sondern die Begegnung mit der jungen Elisabeth Scharnberg, die ihn in Heidelberg hielt und bis 1913 dort verweilen ließ. Sie war damals die Tochter einer Pensionswirtin in der Rohrbacher Straße. Ihr Vater war früh verstorben und so musste ihre Mutter Elisabeth und ihre zwei Schwestern alleine groß ziehen. Der junge Prinz war Elisabeth schon früh aufgefallen und sie hatte ihn oft zufällig auf der Straße gesehen. Rangsit, der in seiner Heidelberger Zeit in der Gaisbergstraße 21 wohnte, wurde erst auf die Wirtstochter in seiner Nachbarschaft aufmerksam, als ihre Schönheit mit ihrem sechzehnten Lebensjahr aufblühte. Fasziniert von ihr, ließ Rangsit sich ihr vorstellen und die Begegnung entwickelte sich zu Elisabeths großer Liebe. 1912 heirateten sie in London und führten auch im fernen Siam, dem heutigen Thailand, ab dem Jahre 1913 ein durchaus europäisches Eheleben. Rangsits Vater hingegen lebte mit bis zu 100 Frauen, denn in Thailand hatte die Ehe einen weniger hohen Stellenwert und es war normal, mehrere Frauen in einem Harem zu haben. Doch Rangsit hielt Elisabeth ein ganzes Leben lang die Treue.
So romantisch die Geschichte von Rangsit und Elisabeth ist, blieb sie nicht einmalig in der Geschichte, denn rund 60 Jahre später verliebte sich ein weiterer Adelsspross in eine hübsche Heidelbergerin. Carl XVI. Gustav von Schweden, damals noch Kronprinz, wurde bei den Olympischen Spielen 1972 in München von der Chef-Hostess Silvia Renate Sommerlath betreut. Die Dolmetscherin imponierte ihm mit ihren ausgeprägten Sprachkenntnissen, auch in der Gebärdensprache. Ein Jahr später wurde Carl Gustav gekrönt, wodurch es für ihn kein Problem mehr war, 1976 eine Bürgerliche zu heiraten, da die schwedische Tradition nur für den Thronfolger einen adligen Ehepartner vorsieht. Hätte er noch als Kronprinz heiraten wollen, wäre sein Austritt aus dem Königshaus dafür notwendig gewesen. Als verwerflicher hingegen wurde angesehen, dass Silvia deutsch und drei Jahre älter als der König war.
Das schwedische Volk konnte sich jedoch schnell für die herzige Heidelbergerin erwärmen, nicht zuletzt durch ihr zahlreiches Engagement und ihre Ehrenarbeit. Für sie führte ABBA einen Tag vor der Hochzeit des zukünftigen Königspaares ihren Hit „Dancing Queen“ im Fernsehen erstmals auf.
Auch in Heidelberg ist die Königin gern gesehen. Obwohl offizielle Staatsbesuche selten sind, kehrt sie häufig in ihre Heimatstadt zurück und bleibt dabei meistens unerkannt. Die Presse gönnt ihr dabei die nötige Privatsphäre. Eng verbunden soll sie noch immer mit einem Heidelberger Floristen sein, der für Silvia auch die Taufen und Hochzeiten ihrer Kinder und Enkelkinder ausstattet. Diese scheinen sie durch Höhen und Tiefen zu tragen, da Carl Gustav im Gegensatz zu Prinz Rangsit in den letzten Jahren häufiger durch außereheliche Eskapaden in den Medien erschien. Doch Silvia lächelte diese bisher stark und mutig beiseite.
Von Maren Kaps