Der Heidelberger Gemeinderat diskutiert die Einführung eines Cannabis Social Club. Damit ist die Debatte um das Verbot der Droge neu entbrannt. Ist es sinnvoll, Cannabis zu legalisieren?
Auf verschiedenen Ebenen erheben sich die Stimmen für eine Legalisierung von Cannabis, und das völlig zu Recht. Sei es der personelle und finanzielle Aufwand der Strafverfolgung, die Verhinderung suchttherapeutischer Ansätze oder schlicht und einfach die Tatsache, dass erwachsene und mündige Menschen über ihren eigenen Konsum auch eigenverantwortlich bestimmen sollten – die Gründe hierfür sind vielfältig. Klar ist, die Prohibitionspolitik ist gescheitert. Dreiviertel aller Gefängnisinsassen mit Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz sitzen wegen Konsum ein, nicht wegen Handel. Im Gefängnis wegen einem Joint, Führerscheinentzug wegen einem Joint, der vor mehreren Tagen geraucht wurde – das ist nicht hinnehmbar. Statt Verfolgung und Repression brauchen wir eine Drogenpolitik, die aufklärt und bei problematischem Konsum auch unterstützen kann. Die den Schwarzmarkt austrocknet und Streckmittel verhindert. Dafür brauchen wir eine Liberalisierung der Drogenpolitik, gebt das Hanf frei!
These 1: Cannabis birgt weniger Gefahren als Alkohol.
Gestorben ist noch niemand vom Cannabis-Konsum, im Vergleich zu Alkohol und Zigaretten stehen die gesundheitlichen Folgen in keinem Vergleich. Dennoch birgt auch der Konsum von Cannabis Gefahren, zum Beispiel die der psychischen Abhängigkeit. Auch deswegen wäre eine Freigabe sinnvoll, um gerade bei problematischen Konsum funktionierende Hilfs- und Beratungsstrukturen aufbauen zu können. So könnte die Bundesregierung auch ihren Auftrag, für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu sorgen, wahrnehmen. Schließlich sind es gerade die Streckmittel in Cannabis, die zu einer physischen Schädigung führen können, weniger das Cannabis selbst. In einem liberalisierten Markt wäre es dann auch möglich, die Substanz in ihrer Qualität und ihren Bestandteilen zu regulieren. Die eigentliche Gefahr bei Cannabis sehe ich deswegen im Verbot selber.
These 2: Cannabis ist eine Einstiegsdroge.
Die herrschende Verbotspraxis bindet Konsumentinnen und Konsumenten an den Schwarzmarkt, wo sie ja erstmals in Kontakt mit kriminellen Händlerstrukturen geraten. Da Drogenhändler aber besonders für die härteren Drogen ihren Profit einfahren, versuchen sie über den vergleichsweise wenig rentablen Cannabis-Verkauf auch diese Substanzen an die/den Konsument/in zu bringen. Eine aktuelle Studie von der Universität Michigan hat nun am Beispiel der Niederlande die Behauptung von der Einstiegsdroge endgültig widerlegt: Die dortige Freigabe hat zu keinem nachweisbaren Anstieg des Konsums harter Drogen geführt. Fakt ist, würde Cannabis staatlich kontrolliert in Apotheken abgegeben werden, müssten sich die zwei bis vier Millionen Menschen in Deutschland, die regelmäßig Cannabis konsumieren, gar nicht erst in kriminelle Händlerstrukturen begeben.
These 3: Eine Legalisierung würde Gerichte und Polizei entlasten.
Ohne Zweifel. Wie gesagt, die personellen und finanziellen Ressourcen für die Strafverfolgung des Konsums von Cannabis sind enorm und stehen in keinem Verhältnis zu ihrem Ziel, den Konsum einzuschränken. Ganz im Gegenteil konsumieren in Deutschland deutlich mehr Menschen, als beispielsweise in den Niederlanden, wo Cannabis frei erhältlich ist.
Um die 100 000 Strafverfahren werden jährlich gegen Konsumentinnen und Konsumenten erhoben. Bereits ab wenigen Gramm können sie dem Vorwurf des Handels ausgesetzt werden, von schikanierender Behandlung gerade auch in Baden-Württemberg und Bayern ganz zu schweigen. Der Führerschein wird entzogen, auch wenn sich nur Kleinstmengen im Blut finden lassen. Diese Ungleichbehandlung von Alkohol und Cannabis ist nicht nachvollziehbar, zumal Alkohol die Fahrtauglichkeit nachweislich deutlich stärker einschränkt.
Von Sahra Mirow