Jaime Ramirez in der halle02 als Artist in Residence: Ein Showcase soll einen Einblick in moderne Licht- und Videokunst bieten
[dropcap]E[/dropcap]s beginnt leise. Fast beiläufig tasten Scheinwerfer über die Wände und durch den Raum während die ersten Töne erklingen. Nach ein paar Momenten in denen die verstreuten Besucher, die sich noch an ihren Getränken festhaltend, nun den Sitzgelegenheiten zuwenden, beginnt eine multimediale Show in der halle02 – eine Kunstinstallation von Jaime Ramirez.
Herzstück dieser Installationen ist die Technik des sogenannten Vjing, das Computeranimationen in Echtzeit über einen Beamer abspielt. Durch „Video-mapping“, beziehungsweise „Projektionsmapping“, verknüpfen sich die oftmals abstrakten Klänge mit konkreten Bildern zu menschenleeren Gebirgslandschaften, nebligen Wäldern und fernen Galaxien.
Eine innovative Technik also, verbunden mit tanzbarer Musik. Das Potential viele Besucher anzulocken ist da, trotzdem bleibt die Gruppe der Zuschauer an diesem Abend klein, sodass der Showcase mehr den Charakter eines Zusammentreffens hinter den Kulissen, anstatt einer dröhnenden Clubatmosphäre hat. Im Publikum aber befindet sich ein breites Spektrum an Menschen, sowohl ein kleines Mädchen mit leuchtend roten Ohrenschützen, als auch ein älterer Mann, der sich beinahe schüchtern auf einem der Hocker niederlässt, wohnen der Installation bei.
Der Licht- und Videokünstler Jaime Ramirez, gebürtig aus Guatemala, produziert seine Musik meist selbst und versucht mit den simultan präsentierten großflächigen Projektionen und Effekten ein akustisch-visuelles Gesamtwerk zu kreieren.
Sein Werdegang führte ihn über ein abgebrochenes Studium, nach Barcelona, danach in unterschiedliche Jobs. Während dieser Zeit brachte er sich seine Kunst selbst bei, fand experimentierend zu seinem heutigen Stil und erhielt international Aufmerksamkeit.
Seit zwei Jahren lebt der 36-Jährige in Heidelberg, während dieser Zeit war er im Karlstorbahnhof, dem Haus am Wehrsteg, sowie der Villa Nachttanz aktiv. Auch bei Veranstaltungen größerer Dimensionen, wie dem Fusion Festival und zu Feierlichkeiten am Tag der Deutschen Einheit in Stuttgart im Jahr 2013 trat Ramirez auf.
Nun kollaboriert der Künstler seit Ende Oktober für einen Monat mit der halle02 wobei seine Installationen Teil verschiedener Veranstaltungen werden, so begleitete er beispielsweise das Konzert von Kollektiv Turmstraße oder die Erstiparty.
Obwohl Ramirez vermutlich lieber seine Kunst für sich sprechen lässt, als selbst im Mittelpunkt zu stehen, wird die Leidenschaft für sein eigenes Tun in seinem breiten Grinsen deutlich, mit dem er nach der Show erklärt: „Music always comes first, music’s always the inspiration“.
Von Nele Bianga