Der Unirektor stellte sich im StuRa den Fragen der Studierenden und blieb dabei unverbindlich
Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, hat sich am vergangenen Dienstag zum zweiten Mal seit Konstituierung des Studierendenrats (StuRa) den Fragen der Studierenden gestellt.
Besonders wichtig, so stellte Eitel ganz zu Anfang klar, sei ihm der Ausbau der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Heidelbergs. Digitale Lehre fördere er zwar grundsätzlich, könne die Dozenten aber nicht zu ihrem Glück zwingen. Überhaupt: „Alte Lehrformen haben auch ihren Charme“, so der Rektor. Eitel kündigte allerdings an, dass im Hof zwischen der Triplex-Mensa und dem Heidelberg Center for American Studies neue Lernorte eingerichtet werden sollen.
Zu einer besonders heißen Diskussion kam es um die neuen Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer. Eitel zeigte grundsätzlich Verständnis für die Maßnahmen der Landesregierung: „Ich finde es hochproblematisch, dass manche Länder das kostenlose Studium in Deutschland nutzen und sich den Aufbau eigener Hochschulkapazitäten sparen“.
Weniger problematisch sah Eitel dagegen sexuelle Belästigung an der Uni. Zwar gehe er dagegen vor, sollten ihm Probleme zu Ohren kommen. „Mir ist aber keines bekannt.“ Strukturelle Probleme bei der Informationsweitergabe gebe es nicht.
[box type=“shadow“ ]Kommentar
Es ist kurz vor zehn Uhr und der Studierendenrat (StuRa) hängt nach zwei Stunden eitel‘schen Monologes ermattet in den Bänken. Der Rektor könnte sich nun mit einem erfrischenden „Gute Nacht und frohe Weihnachten!“ verabschieden. Doch nein: Eitel legt noch einmal richtig los. Nach den folgenden zwanzig Minuten, in denen Eitel vom „akademischen Generationenvertrag“ bis zu Adolf Hitler noch einmal wirklich alles ansprach, was nicht anzusprechen war, steht dann auch die Linie des Abends fest: Eitel kam, sprach viel und sagte wenig.
Besonders augenfällig wurde das bei der ersten Nachfrage zur Zukunft der Universität. Die konkreteste Antwort neben wolkigen Zielvorstellungen wie „Weiterentwicklung auf allen Feldern“ oder „Einheit von Lehre und Lernen“ war da noch Folgendes: „Wir brauchen in einigen Teilen mehr Männer, in vielen mehr Frauen.“ Nach einem wirklich engagierten Vorgehen gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung klang das nicht. Da wirkte es fast schon wie eine Karikatur, als Eitel wenig später die Frage nach Konzepten gegen sexuelle Belästigung mit der Erwiderung abschmetterte, ihm seien diesbezüglich keine Probleme zu Ohren gekommen. Hier hat jemand das Problem nicht verstanden. Wenn eine Universität mit 30 000 Studierenden als Insel der stets unbelästigten Seligen erscheint, klingt das schön. Ein bisschen wahrscheinlicher ist es aber leider, dass schlicht niemand drüber spricht. Auch wenn es mit den Diskriminierungsbeauftragten zumindest theoretisch wirksame Strukturen gibt: Bei diesem Problembewusstsein von Seiten des Rektorats scheint es einigermaßen zweifelhaft, dass das ausreicht.
„Ich wünsche Ihnen, dass ihre Träume in Erfüllung gehen“, ließ der Rektor am Ende seiner Rede verlauten. Nun ja: Legen Sie los![/box]
Von Jakob Bauer