Auch an der Pädagogischen Hochschule setzen sich Studierende für ihre Interessen ein. Ihr Engagement bleibt nicht ohne Wirkung
Neben der Universität gibt es noch zahlreiche kleinere Hochschulen in Heidelberg. Die Pädagogische Hochschule (PH) in Neuenheim ist eine davon. Dort gibt es wie an der Uni eine studentische Interessensvertretung. Celina Wehrmann und Magdalena Neumann, die beide auf Lehramt für Sekundarstufe I studieren, engagieren sich dort als Vorstand. Rahel Sikner, Studentin für Grundschullehramt, kümmert sich um die Finanzen der Studierendenvertretung an der PH.
Den Studierenden an der PH wird nachgesagt, dass sie ziemlich sozial sind. Spiegelt sich das auch in den Debatten wider? Macht ihr also im Streitfall einen Stuhlkreis und redet über eure Gefühle?
Neumann: (lacht) Wir sind nur 21 Leute im Studierendenparlament (StuPa), das heißt unsere Sitzungen sind wirklich überschaubar. Tatsächlich hatten wir neulich eine Aussprache. Es kam Unmut in der Diskussion auf. Dann haben wir kurz drüber geredet und das geklärt.
Sikner: Aber natürlich diskutieren wir auch in den Sitzungen und sind durchaus fähig, einen Streit auch auf sachlicher Ebene auszutragen.
Welche Themen beschäftigen euch in der Studierendenvertretung?
Neumann: Gerade ist ein Thema bei allen Studierendenvertretungen die Landtagsanfrage der AfD. Die AfD im Landtag hat eine Anfrage an die Landesregierung gestellt und Informationen über Gruppen, die von den Verfassten Studierendenschaften finanzielle Unterstützung erhalten, verlangt. Das Ministerium hat diese Anfrage an die Verfassten Studierendenschaften weitergeleitet. Die Beantwortung ist für uns aber eigentlich nicht stemmbar.
Welche Themen bewegen euch sonst noch?
Sikner: Im Moment ist für uns ein großes Thema der Neubau der PH im Feld. Es gibt dort eine Schadstoffbelastung und verschiedene Baumaßnahmen sind nötig.
Neumann: Ein weiteres Thema ist die Kinderbetreuung. Es gibt viele junge Eltern, die momentan so ein bisschen zwischen den Stühlen sitzen, weil es gerade an der PH keine richtige Kinderbetreuung gibt.
Welche Rolle spielen bei euch Fachschaften und politische Hochschulgruppen?
Neumann: Es werden nur Direktkandidierende in das StuPa gewählt. Es gibt also keine Listen. Die Leute lassen sich aufstellen. Dann werden StuPa-Mitglieder und Senatsmitglieder, die auch im StuPa sitzen, gewählt. Die Fachschaften sind außerhalb des StuPa aber sehr aktiv.
Wehrmann: Gruppenbildung findet im Unterschied zum Studierendenrat der Uni im StuPa also eher spontan und themenorientiert statt.
Wie sieht euer Kontakt mit der Leitung der PH aus? Habt ihr den Eindruck, dass ihr tatsächlich mitgestalten könnt?
Sikner: Wir haben den Eindruck, dass das Rektorat eher daran interessiert ist, uns den Rücken zu stärken, als uns Steine in den Weg zu legen.
Neumann: An unserer Hochschule haben wir das deutliche Gefühl, dass wir die Probleme zusammen anpacken. Auf höherer Ebene ist das anders. Die LHG-Novelle wird wahrscheinlich – so deprimierend es ist – genauso durchgepresst wie geplant, ohne die Anregungen der Verfassten Studierendenschaften einzubinden.
In der VS der Uni Heidelberg sind kaum Referate besetzt und Kandidierende für den Vorsitz werden händeringend gesucht. Wie ist das bei euch?
Wehrmann: Ich glaube, dass es insgesamt relativ schwierig ist, Nachwuchs zu finden. Da muss sich jede VS an die eigene Nase packen und sagen: Wir wollen, dass Menschen sich für die VS engagieren und dafür müssen wir als VS natürlich etwas tun. Insgesamt lief es dieses Jahr bei uns aber relativ gut. Wir haben direkt in der ersten Sitzung die meisten Referate besetzen können. Nur der zweite Vorstand war lange ein Problem.
Was tut ihr konkret, um Menschen für die Arbeit in der VS zu begeistern?
Wehrmann: Vor den Wahlen haben wir immer die sogenannte „Night of Participation“. Dabei können die Studierenden zu uns kommen und uns Fragen stellen. Außerdem wird es demnächst eine Umfrage unter den Studierenden geben, was sie von der Arbeit des StuPa mitbekommen und auch was sie davon halten.
Wie läuft der Austausch mit anderen Studierendenvertretungen in Heidelberg?
Wehrmann: Im vergangenen Jahr hatten wir relativ engen Kontakt zum StuRa, als die Studiengebühren anstanden. Teilweise haben Studierende aus der PH gemeinsam mit StuRa-Mitgliedern Demos organisiert.
Warum engagiert ihr euch?
Wehrmann: Wir sind handlungsfähig als Studierendenschaft und können unsere Interessen vor der Hochschule, vor dem Land und vor der Öffentlichkeit vertreten. Ich finde, es ist eine grundsätzlich demokratische Sache, dass man sich für Mitspracherecht und Partizipationsfähigkeit engagieren sollte.
Sikner: Da Politik zu gestalten, wo man die Möglichkeit hat, finde ich gut. Klar gibt es auch die Möglichkeit, auf Bundesebene an Petitionen teilzunehmen, aber hier an der Hochschule haben wir im kleineren Rahmen die Möglichkeit, sehr viel mehr zu erreichen. Für mich gehört es zu meiner Vorstellung von einem selbstbestimmten Leben, dass man sein Leben da soweit wie möglich mitbestimmt, wo man wohnt.
Das Gespräch führte Esther Lehnardt