Das Arbeitsamt unterstützt Hochschulabsolventen.
Für eine professionelle Perspektive auf das Thema Berufseinstieg haben wir mit Petra Kuhn vom Hochschulteam der Agentur für Arbeit gesprochen.
Frau Kuhn, Sie beraten regelmäßig Studierende auf dem Weg ins Berufsleben. Welchen Fehlern begegnen Sie da häufig?
Der größte Fehler ist eigentlich, dass man zu spät damit anfängt, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Der Zeitaufwand wird unterschätzt, man hat viel um die Ohren und dann ist es wie Weihnachten und steht plötzlich vor der Tür. Es ist wichtig, sich schon im Studium zu überlegen, wo man hinwill, denn ganz viel kann man schon während des Studiums vorbereiten. Was kann ich mir vorstellen? Was will ich mir anschauen? Wo kann ich vielleicht ein Praktikum machen oder als Werkstudent arbeiten? So kommt man dem Thema ganz entspannt näher. Im letzten Semester wäre dann der Punkt erreicht, sich klarzumachen, was einem wichtig ist und wo man hinmöchte.
Wie kann man sich auf Bewerbungsgespräche vorbereiten?
Wir empfehlen unbedingt eine gute Vorbereitung. Viel ist eine Frage der Übung und hängt davon ab, ob man sich mit den Themen beschäftigt hat. Es gibt viele Bewerbungsratgeber und wir bieten in unserem Semesterprogramm kostenfreie Informationen, Vorträge und Workshops an, um das auszuprobieren. So kann man sich dem Thema schrittweise annähern.
Welche Bedingungen gelten hinsichtlich niedriger Löhne, wenig Urlaub und befristeter Stellen „normal“ und wo sollte man eine Grenze ziehen?
Das ist eine komplexe Frage. Wenn man ein Projekt findet, wo man viel lernen kann, entscheiden sich gerade während des Studiums viele, dort auch für wenig Geld zu arbeiten. Nach dem Abschluss haben Sie etwas in der Hand, das auch etwas wert ist, und das sollten Sie sich bewusst machen.
Welche drei Dinge empfehlen Sie Hochschulabsolventen branchenunabhängig, um einen Job zu bekommen?
Ich glaube nicht, dass Sie als Hochschulabsolvent per se Zusatzqualifikationen brauchen. Sie sind mit einem akademischen Abschluss so gut ausgebildet, dass Sie keine weiteren Qualifikationen brauchen, denn Sie bringen ein breites theoretisches Wissen mit. Die wichtigsten Fragen sind „Wer bin ich?“, „Was kann ich?“ und „Wo will ich hin?“, nicht „Was brauche ich noch?“.
Welche Empfehlungen haben Sie für das Verfassen von Motivationsschreiben, Bewerbungsschreiben und Lebensläufen?
Es gibt einen Unterschied zwischen Motivations- und Bewerbungsschreiben. Für Praktika während des Studiums ist ein Motivationsschreiben das Richtige, dort legen Sie Ihre Motivation dar, sich in diesem Bereich zu vertiefen. Für den Berufseinstieg brauchen Sie ein Bewerbungsschreiben, das bedeutet, Sie machen Werbung für Ihre Kompetenzen in Bezug auf die Stellenausschreibung. Sie denken aus Sicht des Arbeitgebers. So ist es auch mit dem Lebenslauf, auch den sollten Sie als Argumentation aufbauen, warum genau Sie der Richtige sind. Dafür präsentieren Sie Ihre Ausbildung, Ihre Berufserfahrung aus Praktika, Nebenjobs usw. und weitere Kompetenzen wie Sprach-, IT- und Methodenkenntnisse.
Das Gespräch führte Sara Wagener