AfD-Politiker Malte Kaufmann wirft der Uni auf Facebook politische Zensur vor. Das Politik-Institut streitet jegliche Verwicklung ab.
Malte Kaufmann ist empört. Der Heidelberger AfD-Politiker beklagt sich, er sei aus politischen Gründen von einer Business-Konferenz ausgeladen worden. Das Institut für Politische Wissenschaft (IPW), ein Mitorganisator der Veranstaltung, weiß jedoch nichts von einer Einladung.
Auf Anfrage teilte Kaufmann mit, die Organisatoren der BASIQ 2018, die Mitte Juni in Heidelberg stattfindet, hätten ihn „aus rein fachlichen Gründen“ als Keynote Speaker vorgesehen. Organisiert wird die Konferenz von der Uni Heidelberg gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Bukarest. Die Bukarester Professorin Marieta Olaru, die auch Kaufmanns Doktormutter war, ist als Konferenzvorsitzende für das Programm verantwortlich.
Am 6. April warf Kaufmann dem Institut für Politische Wissenschaft (IPW) auf Facebook vor, Olaru dazu gedrängt zu haben, ihren einstigen Schützling von der Rednerliste zu streichen. Schuld daran sei eine „Hetzkampagne“ der „linksradikalen Seite ‚AfD Watch Heidelberg‘“, die am 2. April auf Facebook die Einladung des „astreinen völkisch-nationalistischen AfD-Hetzers“ kritisiert hatte. Auf Anfrage teilte das Institut mit, in dieser Sache nicht tätig gewesen zu sein. Auch sei Kaufmann nicht als Keynote Speaker vorgesehen gewesen.
Der E-Mail-Austausch zwischen Olaru und Kaufmann, der dem ruprecht vorliegt, legt jedoch nahe, dass zumindest die Bukarester Universität ihn tatsächlich eingeplant hatte. So hatte Olaru Kontakt mit Kaufmann aufgenommen und ihn als Keynote Speaker eingeladen, was dieser annahm. Am 3. April, also einen Tag nach dem „AfD Watch“-Post, schickte ihm seine ehemalige Doktormutter Olaru die Ausladung: Die Konferenzleitung habe sein Auftreten nicht genehmigt, auch sei den Professoren „die politische Involvierung verboten“. Von Kaufmanns politischer Tätigkeit habe sie nichts gewusst. Ob der Post wirklich der Grund für die Wirtschaftsakademie Bukarest war, den AfD-Politiker auszuladen, lässt sich nicht abschließend klären. Die Hochschule war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die Betreiber der Seite „AfD Watch Heidelberg“ teilten auf Nachfrage mit, sie hätten in der Sache mit keiner der beiden Unis Kontakt gehabt. Sie wüssten nur von Heidelberg-Alumni, die ihre Alma Mater verständigt hätten. Es ist unklar, ob zusätzlich Mitarbeiter der Universität Heidelberg ihre rumänischen Kollegen kontaktierten oder Leser der Facebook-Seite auf eigene Faust entsprechende Anfragen gesendet haben. Jedenfalls habe sich die Rechtsabteilung der Universität Heidelberg eingeschaltet, um Kaufmann die Behauptung zu untersagen, er sei ausgeladen worden.
Wie auch immer der Kontakt nach Bukarest zustande kam, dort scheint er für ein Umdenken gesorgt zu haben – ob man nun in Heidelberg davon wusste oder nicht.
Von Lukas Jung
Lukas Jung studiert Philosophie und Politikwissenschaft. Er schreibt seit SoSe 2018 für den ruprecht – vor allem über Wissenschaft, Investigatives und Stadtentwicklung. Seit SoSe 2019 leitet er das Ressort Wissenschaft. ruprecht-Urgestein.