Auf rund 22 Kilometern soll der Radverkehr ungestört zwischen Heidelberg und Mannheim fließen und mehr Pendler auf das Fahrrad locken.
[dropcap]E[/dropcap]in Viertel der Strecken in den Niederlanden wird mit dem Rad zurückgelegt. Das liegt nicht nur daran, dass dort Radfahrer weniger am Berg zu kämpfen haben, als an der vorhandenen Fahrradinfrastruktur, in die der Staat seit den Achzigerjahren massiv investiert. Große Städte sind sternförmig mit Radschnellwegen an die Peripherie angebunden. Eine Zukunftsvision für Deutschland? Ein wenig später – doch besser spät als nie – reagiert nun auch das Land Baden-Württemberg auf die Staus und Luftverschmutzung in den Städten und versucht, den Anteil an Fahrradpendlern zu erhöhen.
Für drei Radschnellwege übernahm das Land die Baulastträgerschaft und verantwortet nun ihre Planung, Durchführung und vor allem das Tilgen der Kosten. Die geplanten Wege kann man sich als Fahrradautobahn vorstellen: Sichere Fahrwege auch bei hohen Geschwindigkeiten bis zu 30 Stundenkilometer, direkte Führung, breite Wege und geringe Wartezeiten.
Eine der geplanten Strecken soll zwischen Heidelberg und Mannheim verlaufen. Jani Takhsha ist die Strecke regelmäßig gefahren und findet, dass viele Wege bereits ausreichend ausgebaut seien: „Wenn eine ganz neue Strecke gebaut werden soll, die wenige Bestandteile des bestehenden Radnetzes aufnimmt, dann wäre das wohl Geldverschwendung.“
In einer Machbarkeitsstudie über Radschnellwege zwischen Heidelberg und Mannheim wurden drei mögliche Streckenverläufe vorgeschlagen: entlang der Gleise über Friedrichsfeld, über Edingen oder aber über Ladenburg. Sollten Wege bereits vorhanden sein, so sieht die Studie vor, diese zu nutzen und auszubauen. Noch knapp ein Jahr dauert der Variantenvergleich laut dem Regierungspräsidium Karlsruhe, „eine belastbare Aussage zum Baubeginn kann in der derzeitigen Planungsphase leider noch nicht getroffen werden.“
6,7 Millionen PKW-Kilometer pro Jahr, so schätzen die Autoren der Machbarkeitsstudie, kann der Radschnellweg zukünftig einsparen. „Denn“, so sagt Bernhard Pirch-Riesenberg vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Rhein-Neckar/Heidelberg, „es geht darum, Menschen durch eine gute Infrastruktur zum Umsteigen vom Auto zu gewinnen.” Die Kassen der Kommunen blieben dabei verschont – und ihr herkömmliches Budget für die Förderung der Radinfrastruktur unangetastet.
Von Susanne Ibing