In Zeiten der Digitalisierung definiert die FreiwilligenAgentur Heidelberg den Begriff der Arbeit neu
In Marc-Uwe Klings Zukunftsroman „Qualityland“ haben Maschinen die Arbeitswelt in der Hand: Mülltrennung und Post regeln Drohnen autonom, Fabrikarbeit verrichten Androiden – einer von ihnen kandidiert sogar als Präsident. Die Menschen haben kaum etwas zu tun und suchen nach Sinn. Dieses Szenario ist nicht nur Science-Fiction: Schon heute entwickelt das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum eigenständige Paketauslieferdrohnen, die Firma Hanson Robotics hat der Welt mit Sophia eine selbst lernende Humanoidin vorgestellt. Ihre Schwester Alexa steht bereits in vielen Wohnzimmern. Zeit also, sich über die Zukunft menschlicher Arbeit Gedanken zu machen.
Jemand, der das tut, ist Ralf Baumgarth. Er hat vor 21 Jahren die FreiwilligenAgentur Heidelberg gegründet und arbeitet mit seinem Team an der Förderung der Branche, die nicht so leicht zu algorithmisieren scheint: Empathie und Gemeinnützigkeit. Das sieht so aus: In Kooperation mit verschiedenen Unternehmen betreibt die Agentur eine „Engagement-Datenbank“ auf ihrer Homepage. Dort können Interessierte nach Organisationen suchen, die gemeinnützige Arbeit anbieten. Landet man einen Treffer, vermittelt die Agentur. Die Arbeit von morgen liegt dabei heute noch im Ehrenamt.
„Viele Menschen, die sich an uns wenden, wollen sich gerne für die Gesellschaft engagieren“, so Baumgarth. „Sie wissen nur nicht, wie viele Möglichkeiten es gibt.“ Um weitere Menschen mit ihrem Angebot zu erreichen, organisiert die Agentur immer wieder neue Events. So luden sie Ende Oktober zum „Engagement-Spaziergang“ durch Bergheim ein. Interessierte konnten dabei mögliche Arbeitgeber kennenlernen. Vor den Weihnachtswochen startet nun „Engagement im Advent“. Dabei können Freiwillige einen Tag lang ein Ehrenamt ihrer Wahl ausüben. Die Suche läuft über die Datenbank.
Im letzten Jahr boten über ein Dutzend Organisationen eintägige Ehrenämter an – darunter Obdachloseneinrichtungen, Jugend- oder Seniorenzentren und die UNICEF. Darüber hinaus finden sich in der Datenbank mehr als 300 Ehrenamtsangebote von rund 200 Arbeitgebern, die mit der Agentur zusammenarbeiten. Von ihr Vermittelte fahren für die Tafel Essen aus, setzen sich für Missbrauchsopfer ein oder pflegen Bedürftige. Sogar das Sozialamt setzt auf die Zusammenarbeit mit den Engagierten. Entsprechend große Stücke hält man auch im Rathaus auf die Agentur. „Die FreiwilligenAgentur ist seit mehr als 20 Jahren ein wertvoller Partner der Stadt“, sagt Oberbürgermeister Eckart Würzner. „Nur gemeinsam können wir noch mehr Bürgerinnen und Bürger dafür begeistern, sich für die Gesellschaft und ihre Mitmenschen einzusetzen.“
Von Martin Herrmann