Auf das Zentrale Sprachlabor kommen richtungsweisende Veränderungen zu. Weder Mitarbeitende noch Studierende zeigen sich zufrieden
Wandeln soll sich am Zentralen Sprachlabor (ZSL) einiges, angefangen bei etwaigen Onlinekursen über den Erwerb von internationalen Sprachzertifikaten bis hin zu einem völlig neuen Zentrum für Sprachen, Kulturen und (übergreifende) Kompetenzen (IZSKK). Um Ordnung in den Wulst an Gerüchten und Halbwissen zu bringen, wurden am 30. November Mitarbeiter und Studierende des ZSL zu einer Vollversammlung unter der Leitung von Prorektor Loureda eingeladen.
Bereits im Vorfeld war es aufgrund der Unsicherheit und Unklarheit bezüglich der geplanten Umstrukturierungen unter einigen Mitarbeitern des ZSL zu Irritationen gekommen, weshalb diese sich treffen und die Vorgänge besprechen wollten. Dies wurde ihnen in einer internen Mail untersagt. Auf Anfrage äußerte sich das ZSL wie folgt: „Die Mail ist in der Eile in einer Weise verfasst worden, die die Worte von Prorektor Loureda unangemessen und unrichtig widergibt. Gleich am Vormittag des nächsten Tages habe man beschlossen die intendierten Aussagen den Mitarbeitern gegenüber in den Kontext zu stellen.“ Der Personalrat der Universität gab auf Anfrage des ruprecht zu Protokoll, dass „man Kenntnis von den Problematiken am ZSL hat. Selbstverständlich können sich alle Betroffenen, auch Hiwis, jederzeit persönlich an uns wenden.“
Da sich das Projekt in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, blieben tendenziell viele Fragen offen. Unter anderem, wie das künftige Beschäftigungsverhältnis der Mitarbeiter des ZSL aussehen wird. Hinsichtlich des im Vorfeld kontrovers diskutieren Punktes „Onlinekurse“ stellte Loureda klar, dass nicht die klassischen Präsenzkurse ersetzt, sondern vielmehr die Angebotspalette des ZSL erweitert werden soll. So wolle man zum Beispiel jenen Studierenden die Option bieten, einen Sprachkurs anzufangen oder fortzusetzen, welche nur einmal in der Woche anwesend sein können oder vollends verhindert sind. Derzeit sondiere man „geeignete Plattformen“. Die Wortmeldung einer Studentin, „ich möchte auch in Zukunft Lehrer aus Fleisch und Blut beim Erlernen einer Sprache vor mir sitzen haben“, wurde von den Anwesenden mit Applaus quittiert. Das geplanten IZSKK soll Angebote für externe Nutzer zur „punktuellen sprachliche Fortbildungen“ im Programm haben. Laut Loureda beabsichtige man nicht, in Konkurrenz zu regulären Sprachschulen zu treten. Wenn jedoch Vokabular wie „neue Kundschaft erschließen“ verwendet wird, dann bleibt zumindest die Frage offen, „ob die Universität nicht ihre Kerngebiete Forschung und Lehre verlässt“, wie einer der Teilnehmer der Vollversammlung im Nachgespräch anmerkte.
Gewisse Umstrukturierungen stehen bereits jetzt fest. Zum Beispiel sind für die Zukunft zentrale Curricula für die jeweiligen Kurse geplant, weshalb die bestehenden Abteilungen in ihrer jetzigen Form aufgelöst werden sollen. Wie mit den Abteilungsleitern verfahren wird, blieb unklar. Wohl aus all diesen Gründen wirkte die Stimmung in der Vollversammlung recht angespannt. Keiner der Mitarbeiter des ZSL war im Anschluss bereit, gegenüber dem ruprecht offiziell Stellung zu beziehen. Kritische Nachfragen wurden zumeist von den Studierenden gestellt. Die mitunter als bissig empfundene Wortwahl Louredas, „was in der Vergangenheit passiert ist, ist mir egal, wir blicken in die Zukunft“ schien manchem Mitarbeiter des ZSL sauer aufzustoßen, insbesondere im Hinblick auf gefühlt ausbleibende Wertschätzung ihrer langjährigen Arbeit.
Studierende des ZSL waren im Vorfeld durch ihre Dozenten von dem Treffen in Kenntnis gesetzt worden. Der Arbeitskreis (AK) „Lehre und Lernen“ verwies in einer Stellungnahme vom 4. Dezember darauf, dass „der Studierendenrat (StuRa) nicht über die am Freitag stattgefundene Vollversammlung informiert wurde. Wir hätten uns gewünscht, dass auch der StuRa zu der Versammlung eingeladen worden wäre.“ Wer sich als Studierender künftig im Projekt IZSKK einbringen möchte, der sei laut Loureda „angehalten und eingeladen, dies zu tun“. Loureda verwies explizit auf den StuRa als seinen gewünschten Austausch- und Ansprechpartner, welcher sich aber bei ihm trotz diverser Kontaktversuche nicht gemeldet habe. Laut des AK Lehre und Lernen wurde der StuRa „erst über Umstrukturierungen informiert, als bereits ein erster Entwurf im Senat zur Abstimmung eingereicht werden sollte“. „Wann das nächste Zusammentreffen stattfinden und wie dessen Termin kommuniziert wird“ wurde, trotz mehrmaligen Nachfragens, nicht näher beleuchtet. Die im vergangenen September durchgeführten Umfragen am ZSL bewertete der AK in seiner Stellungnahme kritisch, da „die in der vorlesungsfreien Zeit durchgeführte Befragung nur einen Bruchteil der Studierenden erreicht hat, außerdem wurden die Ergebnisse nicht veröffentlicht.“
Letztlich hat die Vollversammlung mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben. Die finanzielle Notwendigkeit der Umstrukturierung wurde deutlich und Befürchtungen bezüglich dystopischer Zustände konnte der Wind aus den Segeln genommen werden. Viele künftige Veränderungen haben durchaus ihre positive Seite. Dennoch bleibt abzuwarten, in welche Richtung der geplante Wandel führen wird und inwiefern die künftigen Veränderungen in transparenter und kooperativer Form vollzogen werden. Finanzielle Fragen sind wichtig, jedoch dürfen darunter ein offenes Arbeitsklima und ein wertschäzendes Miteinander nicht leiden.
von Niklas Hauk