Im kommenden Frühjahr wird in Heidelberg die erste Wasserstofftankstelle eröffnet. Diese ist Teil eines Klima-Masterplans, mit dem die Stadt langfristig ihre CO2-Emissionen um 95 Prozent senken möchte
Nicht nur Staaten und große Umweltverbände stellen sich dem Klimawandel entgegen. Auch auf kommunaler Ebene kann man konkret zum Klimaschutz beitragen – vor allem im Bereich Verkehrsmittel. In Deutschland gibt es bisher 46 Wasserstofftankstellen. Bald wird es mit der Stadt Heidelberg einen weiteren Standpunkt geben. Geplant ist die Eröffnung im Frühjahr 2019 in der Speyerer Straße, die von der Weststadt nach Kirchheim führt. Eine komplett neue Tankstelle wird dort jedoch nicht entstehen, die bestehende OMV-Tankstelle wird lediglich um eine Wasserstoff-Zapfsäule ergänzt. Für die Bewerbung um die Wasserstofftankstelle bei der Firma „H2Mobility“ musste die Stadt sicherstellen, dass mindestens 30 Fahrzeuge die Tankstelle nutzen werden.
Bei der Stadt selbst seien bereits zwei Wasserstoffautos in der Benutzung, ein drittes komme in Kürze dazu, berichtet Astrid Damer vom Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie in Heidelberg. „Wasserstoffautos sind eine sinnvolle Ergänzung zur batteriebetriebenen Elektroautomobilität, da bei Letzterer die Ladeinfrastruktur viel schwieriger zu realisieren ist“, erklärt sie. Elektroautos gelten inzwischen als eine realistische Alternative zum normalen Benzin- oder Dieselfahrzeug. Brennstofffahrzeuge auf Wasserstoffbasis sind noch innovativer. Sie erzeugen elektrische Energie aus den Energieträgern Wasserstoff oder Alkohol durch eine Brennstoffzelle und wandeln sie direkt in Bewegung um. Die Brennstoffzellenfahrzeuge fahren somit, wie auch elektrische Autos, ganz ohne Emissionsausstoß. Auf den Straßen gibt es sie allerdings erst sehr spärlich, zumal von den Autoherstellern weltweit erst sieben verschiedene Modelle von Wasserstoffautos entwickelt wurden. Im Jahr 2018 waren in Deutschland etwa 200 Stück im Verkehr gemeldet. Essentiell wichtig für den Ausbau dieser umweltfreundlichen Autos ist allerdings die Anpassung der Infrastruktur, insbesondere von Tankstellen.
Der Bau der Wasserstofftankstelle ist nur eine von zahlreichen Maßnahmen zum Thema Klimaschutz, die in Heidelberg betrieben werden. Die Stadt ist momentan dabei, eine internationale Vorreiterrolle beim Umstieg auf erneuerbare Energien einzunehmen: Schon zwei Mal gewann Heidelberg den „European Sustainable City Award“. 2015 wurde der Stadt im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York der „Global Green City Award“ verliehen, mit dem jährlich Städte ausgezeichnet werden, die sich erfolgreich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen. Außerdem nimmt Heidelberg seit 2012 am Förderprogramm „Masterplan 100% Klimaschutz“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit teil. Zusammen mit 17 anderen Städten hat sich Heidelberg das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2050 um 95 Prozent zu senken. Gerade im Bereich der nachhaltigen Mobilität wird dafür ordentlich Geld in die Hand genommen: Die Stadt zahlt ab Dezember 2018 Prämien für den Umstieg auf emissionsfreie Fortbewegung. Für das Abmelden eines Benzin- oder Dieselfahrzeugs erhält man bereits seit 2016 ein kostenloses VRN-Jahresticket. Und wer sich in Heidelberg ein Auto mit alternativem Antrieb anschafft, dem zahlt die Stadt je nach Art des Fahrzeugs bis zu 10 000 Euro. Die höchste Förderung erhalten dabei wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenfahrzeuge.
Vielleicht wäre die Anschaffung eines solchen Autos also tatsächlich eine Überlegung wert, jetzt, da es sogar bald die Möglichkeit gibt, diese vor Ort aufzutanken. Es ganz klassisch beim Fahrradfahren zu belassen bleibt aber vermutlich bis auf weiteres die günstigste und klimafreundlichste Alternative.
Von Pauline Roßbach