Eddie Redmayne steht als detailgetreue Pappnachbildung mitten im Kinofoyer. In seiner Hand ein Zauberstab, dessen Spitze alle paar Sekunden blinkt. Vielleicht ist es ein Zeichen der Funktionalität, wie bei Rauchmeldern: Zaubern? Geht. Nur braucht es in Hogwarts keine Rauchmelder, Feuer kann schließlich per Hokuspokus gelöscht werden. Ohne Zweifel, dieser Papp-Eddie ist ein Horkrux. Harry Potter hat ihn einfach vergessen, hier im Kino. Schön blöd, den hätte er wirklich finden können.
Nun lebt die Saga weiter. Und dass, obwohl Voldemort tot ist, Daniel Radcliffe beschäftigt, Emma Watson Feministin und Rupert Grint – der spielte einst Ron Weasley – noch auf der Suche nach einer achtbaren Rolle. Der Staffel-(Zauber-)Stab wurde an ebenjenen Eddie Redmayne weitergegeben, dem es gelang, im selben Jahr den Oscar und die goldene Himbeere zu gewinnen. Letztere für seine Darstellung des Balem Abrasax – klingt nach einer Figur aus Joanne K. Rowlings Feder, er ist also bestens vorbereitet.
Dass die Geschichte um Newt Scamander in fünf Teilen monetarisiert wird, allein aus dramaturgischen Gründen versteht sich, wird die Fans im Anglistischen Seminar kaum stören. In der Kettengasse – wie Winkelgasse – ist längst eine Zweigstelle Hogwarts entstanden. Heidelwarts sozusagen. „Angloparty Re-Newt: Dress-Up Edition!“ lautet das Motto der Sause, die nun im Karlstorbahnhof steigt. Muggel unerwünscht, das Portal an Gleis 9 ¾ stellt für sie ohnehin eine unüberwindliche Hürde dar. Genau wie die kryptische Beschreibung auf Facebook.
Da geht es um „Obscuri“, eine „Blondierungskur“ von Gellert Grindelwald und – liebes Studierendenwerk, bitte kurz weghören – „Niffler, die hinten aus der Triplex gestohlenen Teelöffeln herjagen“. Siriusly? Bei so viel Exklusivität geht der Hauspokal in diesem Trimester an die nicht-zaubernde Konkurrenz. Für Germanisten, Romanisten und Co. bleibt angesichts des Mangels an Fankult-tauglicher Schriftsteller nach der Logik des sprechenden Hutes aber nur mehr die Rolle der Uncoolen: Hufflepuff.
Von Jesper Klein