Nach Scheitern des „Runden Tischs“ verhandelt eine Arbeitsgruppe ohne die Studierendenschaft weiter über die Sperrzeiten. Der StuRa protestiert
Die leidige Diskussion um die Sperrzeiten in der östlichen Altstadt geht nach nunmehr neun Jahren in eine neue Runde. Nachdem ein „Runder Tisch“ im Dezember ohne konkrete Ergebnisse blieb, rief Bürgermeister Erichson nun eine Arbeitsgruppe von Wirten, Anwohnern, Polizei und Verwaltung ins Leben. Die Studierenden sowie die Öffentlichkeit sind dabei explizit nicht erwünscht. Der Studierendenrat (StuRa) reagierte darauf nun mit einer kritischen Stellungnahme. Er fordert, dass „einer seiner Vertreter in die Verhandlungen zu einer außergerichtlichen Einigung bezüglich der Sperrzeiten in der Altstadt Heidelberg einbezogen wird“.
Momentan ist es Kneipen erlaubt, am Freitag bis drei und am Wochenende bis vier Uhr zu öffnen. Werktags hingegen ist die Sperrzeit auf ein Uhr festgesetzt. Die Regelung ist bereits die fünfte Änderung seit 2010. Die Landesregelung sieht drei Uhr unter der Woche und fünf Uhr am Wochenende vor. Dies wird so auch vom StuRa gefordert. Die aktuelle Situation stellt die Anwohner jedoch trotzdem nicht zufrieden. In einer Normerlassklage fordern 31 Altstadtbewohner das Verwaltungsgericht Karlsruhe dazu auf, die Öffnungszeiten auf ein Uhr am Wochenende und werktags auf Mitternacht festzusetzen. Bürgermeister Erichson hofft auf eine außergerichtliche Einigung und die Erarbeitung konkreter Maßnahmen im neuen Bündnis. Der StuRa weist in seiner Stellungnahme diesbezüglich darauf hin, dass er das „demokratisch legitimierte Vertretungsorgan der Studierenden der Universität Heidelberg“ sei und damit die Interessen eines Hauptakteurs in der Thematik vertrete.
Erste konstruktive Ideen vernahm man beispielsweise von Seiten des Jinx-Wirts Daniel Wilson. Beim „Runden Tisch“ brachte er die Regensburger Initiative „Fair feiern“ zur Sprache, welche Partygänger für einen fairen Umgang mit der Stadt und ihren Bewohnern sensibilisieren soll. Weiterhin äußerte der Anwohner Dierk Helmken die Idee, den Lärm aus der Altstadt mit Hilfe von Shut-tlebussen abzuziehen. Darüber hinaus wurde jedoch sehr emotional und wenig sachlich diskutiert, wie StuRa- und Sitzungsleitungsmitglied Joris Frenz, welcher zu besagtem Treffen im Dezember anwesend gewesen war, dem StuRa zu berichten wusste.
In der Vergangenheit waren die Studierenden vor allem durch exzessiven Alkoholkonsum in den Einführungswochen negativ aufgefallen. Joris Frenz mahnte die Fachschaften deshalb zu gemäßigtem Verhalten im neuen Semester. Diverse Wortmeldungen betonten den Willen, kooperationsfähig zu bleiben, und forderten Teilhabe an der Debatte. Dies reiht sich in die versöhnlich-kreative Wirkung ein, welche auch vom stillen Protest der Silent Disco im vergangenen Sommer ausging.
Ob das exklusive Arbeitsbündnis als Grundlage für einen langfristigen Kompromiss dienen kann, wird die Zukunft zeigen. Der StuRa jedenfalls bezweifelt dies stark.
Von Alexandra Koball