Bereits an seinem Startwochenende stellt „Avengers: Endgame“ einen neuen kommerziellen Rekord auf und macht inzwischen sogar „Avatar“ den Titel als erfolgreichsten Film aller Zeiten streitig. Eine beachtliche Leistung, doch zu überraschen scheint diese niemanden.
Bereits an seinem Startwochenende stellt „Avengers: Endgame“ einen neuen kommerziellen Rekord auf und macht inzwischen sogar „Avatar“ den Titel als erfolgreichsten Film aller Zeiten streitig. Eine beachtliche Leistung, doch zu überraschen scheint diese niemanden.
Erwartbarkeit ist wohl der Begriff, der die formelhafte Franchise-Filmemache des modernen Kinos am treffendsten charakterisiert. Diese Erwartbarkeit beschränkt sich aber beileibe nicht auf die Sicherheit eines finanziellen Erfolgs, sondern erweist sich auch für alle Ebenen der cineastischen Gestaltung als symptomatisch.
Keinem der Streifen über die muskelprotzenden Weltretter kann in Bezug auf Kameraführung oder Regiearbeit so etwas wie ein eigener, geschweige denn authentischer Stil attestiert werden. Stattdessen kämpfen sich Thor, Iron Man und Konsorten trotz wechselnder Regisseure jedes Mal aufs Neue durch ein fades Corporate Design, das filmgewordene Äquivalent eines Mittagessens bei McDonald’s. Aber auch inhaltlich beglückt das Marvel Cinematic Universe (MCU) seine Zuschauer mit einer ewigen Wiederkehr des Gleichen: Selbstfindung, Tiefschlag, heroisches Aufrappeln und anschließende Rettung des Tages, garniert mit rührseligen Sentenzen über Zusammenhalt.
Verkauft wird über Gimmicks. So gleicht jeder neue Film mehr einem Schaulaufen von Hollywoodgrößen in bunten Kostümen. Die letzten Machwerke wurden durch einen schwarzen oder weiblichen Helden zusätzlich als Projektionsfläche sozialer Streitfragen feilgeboten. Längst hat sich das Was der Handlung zum Wie und Wann der Darbietung bereits feststehender Handlungselemente verschoben. Avengers 4 bietet ein Finale – üblicherweise verstanden als Zusammenführung einzelner Handlungsstränge mit ungewissem Ausgang –, das keines ist.
Nähert sich das MCU zwar vorerst seinem Ende, bleibt den Anhängern des unvorhersehbaren Kinos trotzdem nur ein Harren der weiteren Entwicklungen, glänzen doch auch beispielsweise Disneys Realverfilmungen alter Klassiker vor allem durch eines – Erwartbarkeit.
Von Matthias Luxenburger