Die Uni Heidelberg bietet Studierenden kaum Aufenthaltsorte oder Räume zur Selbstverwaltung. Das Problem hat nicht zuletzt finanzielle Ursachen
Der Unialltag besteht für Studierende aus Vorlesungen, Seminaren, Prüfungen und Hausarbeiten. Nebenher noch der ein oder andere Job. Da muss man zwangsläufig Pausen einlegen: Entspannen auf der Couch, Essen machen, Kaffee kochen und dann erfrischt mit den Kommilitonen zum nächsten Seminar gehen. Die Universität Heidelberg kann Räumlichkeiten für eine solche Pause nur teilweise anbieten.
Nach §65a des Landeshochschulgesetzes ist es die Pflicht der Hochschule, Räume unentgeltlich für Fachschaftssitzungen zur Verfügung zu stellen. In Bergheim sehen die Fachschaften das größte Problem bei der Einhaltung dieses Versprechens im grundsätzlichen Mangel an Räumlichkeiten. „Es gibt zwar kleine Fachschaftsräume, in denen wir unsere Ordner etc. unterbringen können. Größere Meetings oder Projektarbeiten müssen aber immer in andere Räume ausweichen“, so die Fachschaft der Politikwissenschaft. Dies sei allerdings ein Problem, da die Seminarräume natürlich mit Veranstaltungen belegt seien. Jede Woche werde also ein neuer Raum gesucht und reserviert. Die VWL-Fachschaft sieht das Problem ähnlich: „Im Sommer ist der Raummangel nicht das Problem. Der Campus Bergheim hat einen schönen Außenbereich mit vielen Sitzgelegenheiten. Im Winter und bei schlechtem Wetter ist das leider anders.“
Bei Neubauten, wie dem kürzlich eröffnetem CATS-Gebäude, und bei Sanierungsarbeiten, liegt das Hauptaugenmerk auf Außenbereichen. Die Innenhöfe und Außenflächen sollen zu attraktiven Orten mit W-LAN und Sitzgelegenheiten entwickelt werden. Dies löst jedoch nicht das Problem des Aufenthalts im Winter.
Auch im Religionswissenschaftlichen Institut in der Altstadt herrscht akuter Platzmangel, weshalb die Anschaffung eines studentischen Freiraums nicht in Sicht ist. Im Moment müssen sogar Seminare und Vorlesungen in die Neue Uni und das Triplexgebäude verlegt werden. „Für Identifikation, Logistik und Organisation ist es sehr wichtig und erstrebenswert, dass der Fachschaft ein Raum zur Verfügung steht“, so Institutsleiterin Inken Prohl. „Wir kämpfen schon lange dafür, dass wir Räumlichkeiten bekommen. Es gibt auch keine überzeugende Begründung der Universitätsleitung dafür, dass dies nicht durchgesetzt wird.“ Das Problem sei aber nicht bei der Universitätsleitung zu suchen, sondern in der Finanzierung durch die Regierung. „Wenn man die bunte Vielfalt einer Volluniversität wünscht, sollte auch finanziell dafür gesorgt sein, dass jedes Institut gleiche Voraussetzungen hat. Das ist die bekannte organisierte Unverantwortlichkeit des Bildungswesens“, so Prohl. Am 12. Juli gab es ein Treffen zwischen der Institutsleitung und dem Bauamt, um die Missstände zu besprechen und Lösungsansätze zu suchen.
Tatsächlich gibt es bei Neubauten detaillierte Vorgaben des Finanzministeriums. Das aktuelle Projekt des Hörsaalzentrums im Neuenheimer Feld ist noch am Anfang, soll aber ebenfalls freie Aufenthaltsflächen für Studierende aufweisen. Bei der Planung wird das Gespräch mit Vertretern der Studierendenschaft gesucht, damit die Belange der Fachschaften und Wünsche der Kommilitonen berücksichtigt werden können.
Manche Institute scheinen aber auch gute Voraussetzungen zu haben. Im Institut für Bildungswissenschaften (IBW) wird den Studierenden des Instituts das „Café da Lang“ geöffnet. Der Kellerraum mit Sofas, Gruppentischen und Küche wird von der Fachschaft verwaltet. „Der Raum ist auf höchstem Sicherheitsstandard, was die Brandschutzordnung angeht“, teilt die Fachschaft mit. Die Renovierung von vor drei Jahren könnte der Grund dafür sein, dass es dem IBW erleichtert wurde, ein so umfangreiches Selbstversorgungskonzept möglich zu machen, während man in der Politikwissenschaft nicht einmal eine Mikrowelle findet.
Es besteht auch die Möglichkeit, auf das selbstverwaltete Studierendenhaus der Pädagogischen Hochschule ausweichen. Die ZEP (von Zeppelinstraße) bietet ein Café, ein Wohnzimmer, einen Lernraum und einen Wintergarten – perfekt für Pausen und Ruhe. Den Weg dorthin wird man sich leider kaum machen, wenn man zum wiederholten Mal den Fußmarsch vom eigenen Institut zur nächsten Veranstaltung hinter sich hat.
Von Selina Demtröder