Die Exzellenzkommission wird bald entscheiden, ob die Uni Heidelberg den Elitestatus behält. Der Bluttestskandal könnte diese Entscheidung negativ beeinflussen
Am Freitag, den 19. Juli wird entschieden, welche Universitäten sich künftig „exzellent“ nennen dürfen und speziell von Bund und Ländern gefördert werden. Dieses Urteil, gefällt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie Bund und Ländern, betrifft auch die Zukunft der Universität Heidelberg. Sie wird im Rahmen der „Exzellenzinitiative“ seit 2007 in zwei Forschungsfeldern gefördert.
Doch mit der Einführung der neuen „Exzellenzstrategie“ im vergangenen Jahr steht eine Neubewertung ihres Status bevor. Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein: Anfang dieses Jahres kündigte das Universitätsklinikum an, einen Bluttest zur Früherkennung von Brustkrebs entwickelt zu haben, und feierte diese Errungenschaft in der Bild-Zeitung. Der Test war jedoch nie der Fachwelt zur Überprüfung vorgelegt worden, wie es die herkömmliche Praxis in der Wissenschaft ist. Nachträglich stellte sich heraus, dass der Test noch mehrere Jahre von der Marktreife entfernt war. Wissenschaftliche Sorgfalt und Ehrlichkeit standen im Konflikt mit wirtschaftlichen Interessen.
Für die Entscheidung der Exzellenzkommission ist jedoch ein stimmiges Gesamtpaket aus international wettbewerbsfähiger Forschung und Nachwuchsförderung ausschlaggebend. Dazu sagte Marion Gentges, die wissenschaftspolitische Abgeordnete der CDU im baden-württembergischen Landtag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Das Renommee der Universitätsklinik und der Universität wird durch diese Affäre nicht gesteigert.“ Nur zügige Aufklärung könne jetzt helfen.
Universitätsklinik und Universität sind eng verbunden, denn beinahe alle Medizinprofessoren sind ebenfalls Teil der Universitätsklinik. Auch Universitätsrektor Bernhard Eitel sitzt in deren Aufsichtsrat. Spekulationen zu möglichen Verbindungen weist er hingegen zurück und betont: „Die Universitätsleitung war zu keinem Zeitpunkt in die Vorgänge und Entscheidungen rund um die Entwicklung und Vermarktung des Bluttests zur Brustkrebsdiagnostik eingebunden.“ Auch laut Marietta Fuhrmann-Koch, Pressesprecherin der Universität, hat die Universität als Institution nichts mit dem Bluttestskandal zu tun. Das Uniklinikum sei eine rechtlich selbstständige Einrichtung und die medizinische Fakultät in Bezug auf Haushalt und Wirtschaftsführung eigenständig. Bernhard Eitel zeigt sich hinsichtlich der kommenden Entscheidung deshalb hoffnungsvoll: „Wir schauen mit Zuversicht auf die Zukunft.“
Nach Informationen, die dem ruprecht vorliegen, ist die Stimmung in der Universitätsverwaltung jedoch äußerst angespannt. Förderungsanträge an die DFG werden nun von Eitel persönlich überprüft. Er vergewissert sich, ob Projekte durchführbar und finanzierbar sind und verweigert die Unterschrift, wenn Anträge seinen Anforderungen nicht genügen.
Stephan Rixen, Sprecher des Ombudsgremiums für Wissenschaft der DFG, erklärte in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, dass die Vorwürfe nicht als „Indikator für die fehlende Exzellenz einer ganzen Universität“ gelten dürften, solange die Aufklärung nicht in allen Details abgeschlossen sei. Im Umgang mit dem Vorfall könnte sich die Universität deshalb auch als besonders auszeichnungswürdig hervortun, fügt Rixen hinzu: „Zur Exzellenz gehört auch die exzellente Aufklärung möglichen wissenschaftlichen Fehlverhaltens.“
Von Elif Dabazoğlu und Vera Peternek
[box type=“shadow“ align=“aligncenter“ ]Wer die Entscheidung der Exzellenzkommission mitverfolgen will, kann am 19. Juli ab 16 Uhr zur Liveübertragung in den Marstallhof kommen. Anschließend findet das große Sommerfest der Universität statt.[/box]