Gestern fand eine Pressekonferenz des Aufsichtsrat der Uniklinik statt. Dabei zog eine externe Kommission Bilanz über die bisherige Arbeit und des Stand der Aufklärung um den „Bluttest-Skandal“
In der Affäre um einen Bluttest zur Brustkrebsfrüherkennung an der Uniklinik Heidelberg sieht eine unabhängige Kommission eine Reihe von Fehlentscheidungen. Insgesamt drei Monate lang hat die Kommission an dem Zwischenbericht gearbeitet, 10.000 Seiten gesichtet, 30 Ordner begutachtet und 17 Interviews geführt.
Der Skandal begann nicht mit der groß angelegten Pressekampagne im Februar, sondern bereits im Frühjahr 2017, als die erste Projektleiterin Rongxi Yang vom Projekt ausgeschlossen wurde. Yang hat bereits 2008 mit der Forschung begonnen, da ihre Mutter an Brustkrebs erkrankt war.
„Man kann Frau Yang keinen Vorwurf machen“, sagt Matthias Kleiner. Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft hält den Ausschluss nicht nur für eine Überreaktion, sondern für Führungsversagen vonseiten Christof Sohns, dem Chefarzt der Frauenklinik.
„Nur Boulevard und bunte Blätter“
Scharfe Kritik übte die Kommission auch in Bezug auf die Pressekonferenz im Februar, bei der der Bluttest präsentiert wurde. Das Versprechen: Der Test könne schon bald eingesetzt werden und damit Brustkrebs in einem frühen Stadium erkennen. Medizinische Fachgesellschaften kritisierten an der Kampagne, dass Frauen falsche Hoffnungen gemacht wurden und die Veröffentlichung nicht der wissenschaftlichen Praxis entsprach. Im Zwischenbericht heißt es, „es gab keine hinreichende Anzahl an untersuchten Proben, keine abgeschlossene klinische Studie, keine einschlägige Publikation in einem wissenschaftlichen Fachjournal (mit Peer Review), dafür Boulevard und bunte Blätter statt seriöser Wissenschaftskommunikation, auch die Erkenntnisgenauigkeit war nicht ausreichend.“
Sohn habe zudem von der mangelnden Validität des Tests gewusst. Bei einem Drittel der kranken Frauen sei Krebs nicht erkannt worden und bei einem Drittel gesunder Frauen sei fälschlicherweise mit den Bluttest Krebs diagnostiziert worden, sagte Kleiner. Ein Meilenstein in der Brustkrebsforschung sei dies nicht. Trotzdem hätte der Klinikvorstand an der Pressekampagne festgehalten.
Ruf der Uniklinik ist geschädigt
Die Uniklinik sei „eine der leistungsfähigsten und forschungsstärksten Kliniken in Deutschland. Die Forschungsergebnisse setzen weltweit Standards.“ Daher genieße die Uniklinik „zu Recht einen international hervorragenden Ruf“, heißt es im Zwischenbericht. Dieser Ruf habe durch den „voreilig angekündigten Bluttest Schaden genommen. „Wir werden alles daransetzen, dass dies ein einmaliger Vorgang bleibt“, so Simone Schwanitz, Aufsichtsrätin der Uniklinik. Welche Schlussfolgerungen der Aufsichtsrat aus den Erkenntnissen zieht, ist aber noch unklar – genauso unklar ist, mit welchen Konsequenzen die Universität Heidelberg nun bei der Exzellenzinitiative rechnen muss. Ob die Universität ihren Elitestatus beibehält, wird am Freitag bekannt gegeben.
Von Eduard Ebert