Das Café Botanik – eine Liebeserklärung an Currywurst mit Pommes, Welde-Radler und ein unvergleichliches Ambiente
Wer im Neuenheimer Feld studiert, hat es wahrlich nicht leicht. Diverse Baustellen dekorieren die Landschaft. Die drohende Betonkulisse des Theoretikums wirkt im Novemberregen wie aus einem dystopischen Science-Fiction-Film à la „Blade Runner“, welcher übrigens im November 2019 spielt.
Es herrscht ein eklatanter Mangel an Ausgehmöglichkeiten: Das Feld ist umgeben von Neuenheim (kneipenfreies Villenviertel), dem Handschuhsheimer Feld (verstreute Biohöfe, streunende Hasen und viel Einsamkeit) und dem Neckar (ohne eigenes Partyboot nicht empfehlenswert).
Dabei wäre etwas Entspannung doch so nützlich in einem Leben, welches zwischen Vorlesung, Arbeitsblättern, Tutorium, Labor, Mensa und Bett spielt. Während die Altstadt ihren Studenten Marstall, Triplex und zahllose Bars zum fortgeschrittenen Prokrastinieren bietet, bleibt dem Naturwissenschaftler im Feld nur das Café Botanik: Hell erleuchtet steht es da in dunkler Nacht und weist mit seinem Neonschild den rechten Weg.
Es ist der Ort, wo man sich zum ersten Date trifft, wo Freundschaften geschlossen, aufgekündigt und Geständnisse gemacht werden. So manches Gespräch im „Botanik“ war schon hilfreicher als ein Besuch beim Psychotherapeuten.
Man trifft auf das ersehnte Studentenleben begierige Erstis mit glänzenden Augen und Masterstudenten, welche eben dieses Studentenleben satthaben. Dazwischen Doktoranden, von denen einige wieder glänzende Augen haben – vor Tränen, wenn wieder einmal ein Experiment kläglich gescheitert ist, ohne auch nur die kümmerlichsten Daten zu liefern. Dann helfen Pizza, Currywurst mit Pommes und ein obligatorisches Welde-Radler. Ob das Essen gut ist, sei dahingestellt: Irgendwann mag es jeder.
Und sollte das Café Botanik doch trister sein als in diesem höchst subjektiven Text beschrieben, eines ist es sicher: alternativlos.
Von Nicolaus Niebylski
Nicolaus Niebylski studiert Biowissenschaften. Beim ruprecht ist er seit dem Sommersemester 2017 tätig – meist als Fotograf. Er bevorzugt Reportagefotografie und schreibt über Entwicklungen in Gesellschaft, Kunst und Technik. Seit November 2022 leitet er das Ressort Heidelberg. Zuvor war er, beginnend 2019, für die Ressorts Studentisches Leben, PR & Social Media und die Letzte zuständig, die Satireseite des ruprecht.