Die zahlreichen Wohnungslosen haben momentan mit spezifischen Problemen zu kämpfen. Dazu gehört die Suche nach Schutzmasken, Hygieneartikeln und Lebensmitteln. Aber auch die Suche nach einem Ausweg aus der Einsamkeit während des Ausgehverbots und geschlossenen öffentlichen Einrichtungen. Aufgrund dieser Problemsituation geben viele Heidelberger seit dem 26. März Spenden jeglicher Art – von Hygieneartikeln über Lebensmittel bis hin zu Kleidungsstücken – ab. Dies geschieht über den Maschendrahtzaun am Karl-Klotz-Haus, an welchem sie gefüllte Tüten befestigen können. Im Anschluss können diese dann an die Bedürftigen verteilt werden.
Leider kann das Karl-Klotz-Haus nicht die gewohnten Öffnungszeiten beibehalten. Die dortige Wohnungslosenhilfe des Sozialdienstes katholischer Männer (SKM) musste aufgrund von Vorsichtsmaßnahmen bereits schließen. Dennoch erklären sich viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter bereit, den Bedürftigen auf andere Art ihre Hilfe zukommen zu lassen. So werden, neben einem Notdienst von 9 bis 13 Uhr, täglich Essenspakete an die Bedürftigen verteilt, um ihre Grundversorgung sicherzustellen. Außerdem können Obdachlose mit Postadresse und/oder Geldverwaltung im Karl-Klotz-Haus diese weiterhin nutzen. Dort stehen den Obdachlosen Duschen zur Verfügung. Genauso gibt es weiterhin eine nun angepasste Version der Sozialbetreuung per Telefon oder im Freien. In Absprache mit dem Jobcenter werden Hartz-IV-Empfängern zudem momentan auf einmal drei Tagessätze ausgegeben, um den persönlichen Kontakt möglichst gering zu halten.
Heidelberger Vereine unterstützen sich
Auch die Organisation Obdach HD ist besonders aktiv, um den Wohnungslosen durch diese schwere Zeit zu helfen. Der Frühstückstreff, welcher sonst dreimal pro Woche stattfindet, musste jedoch leider geschlossen werden. Dennoch haben sich die Mitarbeiter einen Ausweg überlegt: Anschließend an Gespräche mit den jeweiligen Sozialarbeitern erhalten die Obdachlosen weiterhin geschmierte Brötchen. Neben den ehrenamtlichen Helfern der Organisation, unterstützen auch andere Heidelberger Vereine und Einrichtungen die Obdachlosen. So spendete zum Beispiel bereits die Kostümabteilung des Theaters Gesichtsmasken. Diese kommen wiederrum den Sozialarbeitern, Krankenschwestern und Mitarbeitern der Seniorenhilfe zugute, da diese weiterhin in persönlichem Kontakt mit den Obdachlosen stehen.
Auch Hygieneartikel, wie die Seifenspende der Firma KLAR, sind sehr hilfreich. Da hinzukommt, dass die Betroffenen meist bereits ein geschwächtes Immunsystem haben, so gehört ein Großteil zur Risikogruppe. Somit droht eine Erkrankung deutlich schneller als ohne bestimmte Vorerkrankungen.
Fehlender sozialer Kontakt
Neben den ganzen finanziellen und physischen Problemen, darf nicht vergessen werden, dass solche Zeiten natürlich auch sehr belastend für die menschliche Psyche sind. Wohnungslose sind auch hier auf besondere Weise gefährdet, da ihr Kontakt zu anderen Personen immens eingeschränkt werden muss und aufgrund der geschlossenen Einrichtungen auch der direkte Kontakt zu Sozialarbeitern und Helfern wegfällt.
Um den vielen Obdachlosen durch diese schwere Zeit zu helfen, gibt es bereits eine Telefonhotline beim SKM. Auch wenn dieses aufgrund des eingeschränkten Kontaktes momentan keine Sachspenden annimmt, sind Geldspenden sehr willkommen. Diese kommen den Bedürftigen sofort zugute.
Von Annika Beckers
Annika Beckers ist momentan im zweiten Semester ihres Anglistik und Politikwissenschaft Studiums. Seit 2019 ist sie Autorin beim ruprecht. Dabei berichtet sie sowohl über aktuelle Entwicklungen, als auch über kulturelle Themen.