ruprecht: Fangen wir am besten am Anfang an: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Band zu gründen?
Whitepaper: Wir haben uns eher durch lustige Zufälle gefunden. Unsere zwei Gitarristen haben sich über Max‘ Bruder kennengelernt. Und nach ein paar Open Stages kam die Frage auf: Haben wir nicht Lust eine Band zu gründen? Über Davids Nachbarn haben wir Jo – unseren Schlagzeuger – kennengelernt. Und Luis saß neben David in der Vorlesung und hat mit ihm Matheblätter gerechnet bis herauskam, dass er Klavier spielt.
ruprecht: Gibt es bei euch einen Komponisten und einen Texter oder macht ihr alles zusammen?
Whitepaper: Das unterscheidet sich von Song zu Song. Wir schreiben gerade einen, da ist alles zusammen entstanden. Manchmal gibt es auch eine Klavieridee von Luis oder eine Melodie von Max – meistens fängt das bei jedem für sich an. Die Lieder, die jetzt kommen, hat zum Beispiel Max geschrieben; Tokyo ist von David. Instrumentales entsteht dann im Probenraum. Wir spielen einen Song ganz oft und jeder probiert sich aus. Am Ende bleibt das, was am besten klingt.
ruprecht: Wer eure Musik hört, merkt schnell, dass jeder von euch abrocken darf und seinen Moment bekommt. War das von Anfang an geplant?
Whitepaper: Es macht einfach wahnsinnig Spaß, wenn einer von uns abgeht. Wir planen nicht für jeden ein Solo ein, sondern genießen es, miteinander zu spielen. Aber Gleichberechtigung war bei uns immer schon ein wichtiges Thema. Wir fällen auch Entscheidungen außerhalb der Musik immer zusammen.
ruprecht: Entstehen eure Lieder aus persönlichen Geschichten oder sind das eher erfundene Szenen?
Whitepaper: Persönlich ist sicher das Lebensgefühl. Nicht alles, was in den Songs vorkommt, haben wir genauso erlebt. Bald erscheint „Tokyo“, den David tatsächlich über sein Auslandssemester in Japan geschrieben hat. Häufig sind es aber auch einfach Gedanken oder Ideen, die uns bewegen. „Billy Joe“ – ein Lied auf dem letzten Album – handelt zum Beispiel von einer fiktiven Person, die wir interessant fanden.
ruprecht: Gibt es Musiker oder Bands, die euch und eure Musik inspiriert haben?
Whitepaper: Musik basiert darauf, dass man auf Vorherigem aufbaut. Jeder Musiker hat andere Künstler, von denen er sich inspirieren lässt. Bei uns waren das vor allem Bands aus der Kindheit wie Oasis, Red Hot Chili Peppers, ACDC und aktuell: Sam Fender.
ruprecht: Ihr habt einige CDs verkauft, seid auf Youtube und Spotify vertreten und spielt – wenn nicht gerade Corona tobt – kleinere Konzerte. Verdient ihr schon Geld mit eurer Musik?
Whitepaper: Mit Auftritten nehmen wir tatsächlich mehr Geld ein, als wir ausgeben. Mit dem Erlös von Streaming auf Spotify könnten wir aber höchstens einmal zu McDonalds (lachen).
Aber wir sind noch weit davon entfernt, dass uns die Musik finanziell trägt. Wir hatten die Kosten der CDs am Abend des EP-Releases schon wieder drin – wissen aber auch, dass die Band die nächsten Jahre eine Investition bleiben wird. Es war trotzdem schön zu sehen, dass viele auch ein veraltetes Format gekauft haben, um uns zu unterstützen.
ruprecht: Euer erstes Album kam letztes Jahr auf den Markt, ihr arbeitet gerade an neuen Lieder und plant das nächste Album – Ist euer Ziel, Musik einmal hauptberuflich zu machen?
Whitepaper: Es war früh klar, dass wir uns das alle beruflich vorstellen können. Nach dem Studium wird dann Vollgas gegeben. Aber wir sagen nicht: Wir wollen mit Musik unser Geld machen. Uns macht die Band einfach so viel Spaß, dass es schade wäre, wenn ein anderer Beruf uns davon abhielte.
ruprecht: Wenn man euch so zuhört, fällt es schwer, eure Songs einer Musikrichtung zuzuordnen. Ein Lied auf eurem Album ist sogar auf Deutsch. In welches Genre würdet ihr euch selbst einordnen?
Whitepaper: Kurz: Rock, Pop. Wobei wir uns auch über die Undefinierbarkeit definieren (lachen). Die Besetzung beschreibt das besser. Man kann mit zwei Gitarren, einem Schlagzeug und einem Klavier eben in viele Richtungen gehen.
ruprecht: Wird euer neues Album auch wieder komplett auf Englisch sein?
Whitepaper: Man hat zwar zu deutschen Wörtern eine andere Beziehung, aber Englisch lässt sich einfach leichter singen. Obwohl es derzeit einen kleinen Hype von deutschen Bands gibt – englische Texte fügen sich einfach besser an die Melodie. Aber unsere Musik ist ja traditionell angelsächsisch, da passt English besser (lachen).
ruprecht: Ihr arbeitet gerade wieder an neuen Liedern. Was können eure Hörer*innen von euch erwarten?
Whitepaper: Anfang November kommt „Hiraeth“ raus, an dem wir die letzten Monate geschrieben haben. Im nächsten oder übernächsten Jahr kommt das neue Album. Es ist am Anfang immer schwer zu sagen, in welche Richtung die Musik geht. Beim ersten Album sind die Lieder alle nach und nach entstanden. Am Ende war es schwer, alle Songs in einen Rahmen zu pressen. Mit „Encaustic“ haben wir aber doch ein schönes Thema gefunden. Als wir dann die CD zum ersten Mal durchgehört haben, waren wir selbst überrascht, wie gut die Lieder zusammenpassen. Bei dem neuen Album wird es dann vermutlich ähnlich ablaufen.
Von Svenja Schlicht
Svenja Schlicht machte im Sommer 2020 ihren Bachelor in Politikwissenschaft und Ethnologie an der Uni Heidelberg. Von Februar 2020 bis August 2020 leitete Sie das Feuilleton. Theater und Kultureinrichtungen waren aber bereits seit Oktober 2019 vor der ruprecht-Redakteurin nicht mehr sicher. Jetzt studiert sie an der Kölner Journalistenschule und freie Journalistin.