Das Selbstlernzentrum der Universität Kaiserslautern will Studierende beim Ausbau, beim Erwerb und bei der Weiterentwicklung von Selbstlernkompetenzen unterstützen. Das Projekt wird durch Gelder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Das Selbstlernzentrum bietet Workshops, Coachings und Online-Kurse an.
Selbstlernkompetenzen sollen Studierende in die Lage versetzen, die Herausforderungen eines Studiums selbstbewusst anzugehen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und gerüstet zu sein für alles, was noch so kommen kann.
Die Pandemie verändert den Lernalltag stark. Kommen jetzt mehr Studierende zu euch, die Hilfe suchen?
Wir hätten erwartet, dass vermehrt Anfragen kommen, speziell vor dem Hintergrund, dass das Semester anders aufgebaut ist. Allerdings ist die Zahl der Anfragen für ein Coaching in etwa gleich geblieben. Wir haben nicht wirklich festgestellt, dass die Studierenden auf einmal mehr Hilfe bräuchten und sich vermehrt wegen des Online-Semesters bei uns melden.
Woran könnte das liegen? Ist es den Studierenden zu aufwändig, sich online bei euch zu melden?
Wir haben uns allerdings auch gefragt, ob es Sinn ergibt, bei Problemen mit dem Online-Semester online Hilfe anzubieten. Gerade dann muss man vor Ort sein. Aber das ist mit Corona und mit den Regeln schwierig.
In einer Umfrage gaben um die 70% Studierenden an, dass ihnen der persönliche Kontakt fehlt.
Das schlägt sich jedoch nicht erkennbar im Coaching nieder. Vielleicht sehe die Studierenden ein Coaching eher als reine Lernunterstützung. In der Praxis ist das Themenspektrum allerdings viel breiter.
„Routine, soziale Kontakte und Beratungsangebote sind Dinge, die viel ausmachen, wenn man das Onlinesemester gut bestreiten möchte.“
Wie hat sich das Selbstlernzentrum an die pandemiebedingten Einschränkungen angepasst?
Wir haben auch schon vorher online-Coachings erprobt, aber jetzt arbeiten wir ausschließlich online. Auch die Workshops finden online statt. Das war natürlich eine Herausforderung für uns. Corona hat alles auf den Kopf gestellt.
Viele Studierende lernen in Gruppen. Durch Corona fallen diese Treffen aus. Wie können sich Studierende umstellen, wenn ihre bevorzugte Lernmethode nicht möglich ist?
In diesem Fall kann man schauen, ob sich eine Lerngruppe auch online umsetzen lässt. Viele kennen die Situation in Präsenzsemestern, wenn man in Lerngruppen letztendlich eher andere Dinge macht als zu lernen. Jetzt liegt eine Chance darin, diese Treffen effizienter zu gestalten, indem man sich auf die Termine vorbereitet. Damit weiß man vorher schon, wo es hakt und welche Fragen man seinen Kommilitonen stellen möchte.
Gibt es eine Strategie, die jetzt das Lernen leichter macht?
Eine wichtige Säule ist eine gute Struktur. Wenn durch asynchrone Vorlesungen der komplette Stundenplan wegfällt, muss man lernen, wie man seinen Tag selbst gestaltet. Dazu gehört im Idealfall ein Wochenplan, um Routine zu bekommen. Im Präsenzsemester ist man zumindest in die Vorlesung gegangen. Wenn das wegfällt, ist die Gefahr groß, dass man völlig rausfällt.
Gleichzeitig sollte man seine sozialen Kontakte pflegen. Vielen Studierenden fällt das schwer, wenn sie nur noch online unterwegs sind. Der Kontakt zu engen Freunden kostet Zeit und Energie. Der ist aber wichtig, weil man aus Freundschaften seine Motivation zieht. Man merkt, dass man nicht alleine dasteht, sondern, dass die anderen ähnliche Probleme haben.
Drittens sollte man Unterstützungsangebote wie Workshops oder Coachings nutzen! Man muss so etwas nicht erst dann wahrnehmen, wenn man das Gefühl hat, kurz vor der Exmatrikulation zu stehen, sondern besser frühzeitig. Wenn man etwas verbessern will, aber nicht weiß, wie, ist das auch ein Anlass.
Routine, soziale Kontakte und Beratungsangebote sind Dinge, die viel ausmachen, wenn man das Onlinesemester gut bestreiten möchte.
Gibt es Vorteile, die durch die aktuelle Situation entstehen?
Ja, absolut! Die Asynchrone Lehre spielt vielen in die Karten. Pendel- und Fahrzeiten fallen weg. Man ist in der Lage, sein Studium nochmal ganz anders zu gestalten, sodass es zum Alltag passt. Das bestätigen viele Coachees. Sie haben zum Beispiel mehr Zeit für ihren Nebenjob.
Die angesprochenen Säulen sind im Berufsleben sehr wertvoll. Spätestens dort kommt der Punkt, wo man nicht immer im Strom mitschwimmen kann. Die Erfahrungen aus der jetzigen Zeit können die Studierenden im späteren Leben nutzen.
Außerdem profitiert die Lehre ungemein davon, dass neue Dinge erprobt werden und, dass sie dazu gezwungen ist, sich zu digitalisieren. Die Zukunft wird hoffentlich richtig gut.
Interview: Thomas Degkwitz
Hinweis der Redaktion: Auch die Universität Heidelberg bietet Lerncoachings für Studierende an. Weitere Informationen gibt es auf der Seite der Universität.
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Thomas Degkwitz will seit 2019 die Netzwerke der Stadt verstehen. Das hat er für zwei Jahre auch als Ressortleiter “Heidelberg” versucht. Ihm ist das Thema Studentenverbindungen zugelaufen, seitdem kümmert er sich darum. Außerdem brennt er für größere Projekte wie die Recherche zur Ungerechtigkeit im Jurastudium. Lieblingsstadtteil: die grünflächige Bahnstadt (*Spaß*)