Nur wer genesen oder geimpft ist, darf noch an Seminaren und Vorlesungen teilnehmen, für Prüfungen und bestimmte Praxisveranstaltungen reicht auch ein Schnelltest. Die Impfquote unter Student:innen liegt bei über 90 Prozent, ein reibungsloser Lehrbetrieb scheint möglich. Wäre da nicht eine Restgruppe ungeimpfter Student:innen, die mit der Regelung vom Lehrbetrieb de facto ausgeschlossen sind. Dieser Tage sehen viele von ihnen in eine ungewisse Zukunft: Wie geht es mit ihrem Studium weiter?
Einer von ihnen ist Lukas. Er ist nicht geimpft. „Ich werde mich auch nicht auf Druck impfen lassen“, sagt er. Für ihn bedeutet das, nicht mehr zu Seminaren und Vorlesungen gehen zu können. Lukas muss jetzt von zuhause aus studieren und sieht das Studierendenleben für Ungeimpfte in Gefahr.
„Onlinelehre und die ganzen Corona-Maßnahmen im Alltag, das ist zu wenig für eine Zeit, die voller Erfahrungen sein sollte.“ Er hätte sich mehr Widerspruch von der Uni gewünscht. „Das Ziel von der Universität sollte sein, im Interesse aller Studierenden zu handeln.“
Wegen der neuen Regelung hat sich Lukas mit seinen Dozent:innen abgesprochen. Viele seien sehr zugänglich und stellten sich auf ihn ein.
Doch es gebe neben weniger hilfsbereiten Dozent:innen auch Hürden, da die Räume technisch nicht gut ausgestattet seien. „Da ist Hybridlehre nur sehr schwer möglich“, sagt Lukas.
Indirekt gibt ihm die Universität recht: Zwar könne man in größeren Vorlesungsräumen auf die bereits installierte Technik zurückgreifen, aber da es Lieferengpässe für Elektronik gebe, verzögere sich die Nachrüstung der übrigen Räume, so die Universität. Die Dozent:innen sind angehalten, „Veranstaltungen in Präsenz mit Online-Formaten, hybriden Lehrangeboten, der digitalen Bereitstellung von prüfungsrelevanten Materialien und Ähnlichem zu unterstützen“, damit alle Studierenden sich auf Prüfungen vorbereiten können.
Eine Garantie für synchrone Hybridlehre ist das nicht. Eher eine Mischkalkulation, die stark von der Laune und den Möglichkeiten der Dozent:innen abhängt. Peter Abelmann ist ebenfalls skeptisch in puncto Hybridlehre. „Es gibt die Kapazitäten nicht, das ist klar“, sagt er. Peter ist einer der zwei Vorsitzenden der Verfassten Studierendenschaft in Heidelberg. Der Aufwand für Dozent:innen sei zu hoch. Um „die Studierbarkeit der Studiengänge“ gemäß der Coronaverordnung zu garantieren, müssten Dozierende streng genommen eigene Zoom-Sitzungen abhalten, meint Peter.
„Es ist keine Möglichkeit, nur die Unterlagen zu Verfügung zu stellen.“ Es fehle an Ausrüstung, wie Kameras. Ihm sei schleierhaft, wie sich Ungeimpfte auf ihre Leistungsnachweise vorbereiten könnten. Peter resümiert: „2G ist ein Selbstbetrug.“
Thomas Degkwitz will seit 2019 die Netzwerke der Stadt verstehen. Das hat er für zwei Jahre auch als Ressortleiter “Heidelberg” versucht. Ihm ist das Thema Studentenverbindungen zugelaufen, seitdem kümmert er sich darum. Außerdem brennt er für größere Projekte wie die Recherche zur Ungerechtigkeit im Jurastudium. Lieblingsstadtteil: die grünflächige Bahnstadt (*Spaß*)