Ein Amoklauf auf dem Universitätscampus im Neuenheimer Feld erschütterte Heidelberg am 24. Januar. Eine Woche nach dem Amoklauf im Neuenheimer Feld mehrt sich die Kritik innerhalb der Studierendenschaft an der Universität und der Stadt.
Viele Studierende fühlten sich durch die Universität schlecht informiert und bemängeln die unklare Kommunikation. Studierende berichten, dass sie trotz des Bekanntwerdens der ersten Ereignisse aufgefordert wurden, zu Lehrveranstaltungen im Neuenheimer Feld zu erscheinen. Einige ausländische Studierende verstanden die herausgegebenen Informationen nicht. Sowohl die Liveticker der Medien als auch die Mitteilungen der Polizei wurden nur auf Deutsch veröffentlicht. Darüber hinaus hätten sich viele Studierende eine Warnung seitens der Stadt durch die Warnapps „Nina“ oder „Katwarn“ gewünscht.
Die Universität erklärt auf Anfrage, dass es eine enge Abstimmung zwischen den Polizeibehörden und der Universitätsleitung gegeben habe. Dies gelte sowohl für „die Kommunikation in die Universität hinein als auch die Außenkommunikation“. Die Polizei Mannheim bestätigt diese Aussage. Pressesprecher Norbert Schätzle erklärt: „Wir haben uns eng mit der Universität abgestimmt. Die Universität sollte keine eigene Pressearbeit betreiben“. Eine allgemeine Warnung der Studierenden durch die Universität wäre kontraproduktiv gewesen, da die Lage bereits gesichert war.
„Die Gefahr war sehr schnell gebannt, da sehr früh klar war, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Eine Warnung hätte nur für Panikreaktionen und nicht für Beruhigng gesorgt“, so Schätzle. Gleiches gilt seiner Meinung nach für eine Warnung durch „Nina“ oder „Katwarn“. Diese hätte nur Sinn ergeben, wenn eine andauernde Gefahrenlage bestanden hätte. Eine zusätzliche Bereitstellung der Informationen auf Englisch durch die Polizei wäre in der akuten Situation laut Schätzle nicht möglich gewesen. Allerdings betont er, dass die Informationen, die durch die Polizei bereitgestellt wurden, zur Weiterverbreitung durch die Universität geeignet waren. Insgesamt beurteilt er das Verhalten der Universität aber durchaus positiv.
Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen will die Universität die Geschehnisse nun aufarbeiten, um zu „überprüfen, an welcher Stelle Krisen- und Notfallpläne noch weiter verbessert werden können“.
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, möchte die Polizei nun in einen Dialog mit Universität und Verfasster Studierendenschaft treten, um neue Konzepte zu entwickeln, wie Studierende in Zukunft besser gewarnt werden können. Ein möglicher Vorschlag der Polizei ist eine Warnapp, die speziell für Studierende konzipiert ist.
English Version:
We weren’t warned
Most students learned about the rampage via WhatsApp and Twitter. Why did the university remain silent?
On January 24, Heidelberg was shocked by a shooting rampage on the Neuenheimer Feld university campus. One week after the rampage, criticism of the university and the city administration from among the student body has increased.
Many students felt poorly informed and criticized the unclear communication policy. Students reported they had been told to appear to courses in Neuenheimer Feld despite news about the first events transpiring.
Some foreign students didn’t understand the information that had been offered. Both media livetickers and police messages were only released in German. Furthermore, many students would have liked to be warned by the city administration via the warning apps “Nina” or “Katwarn”.
The university declared upon request that there had been close coordination between the police and the university leadership. This is true both for “communication towards the university internally as well as external communication”, the university said.
The Mannheim Police Department confirms this statement. Press speaker Norbert Schätzle declares: “We closely coordinated with the university. The university shouldn’t engage in public relations on its own.” A general warning to the students by the university would have been counterproductive because the situation had been cleared already, according to Schätzle.
“The danger was averted very quickly because it was clear very early on that it was a single perpetrator. A warning would only have led to panicked reactions and not to calm”, Schätzle says. The same was true for a warning via “Nina” or “Katwarn”. This would only have made sense if there had been a persistent situation of danger.
It wasn’t possible for the police to offer additional information in English during the present dangerous situation, he says. However, he emphasizes, the information offered by the police was suitable to be disseminated by the university. Overall, though, he considers the university’s behavior positive.
After police investigations have been completed, the university now wants to reprocess the events in order to “check at which points [our] crisis and emergency plans might be further improved upon”.
After the initial uproar has subsided, the police now want to enter into a dialogue with the university and the student representation (Verfasste Studierendenschaft) to develop new concepts on how students can be better warned in the future. A possible suggestion by the police is a warning app that is designed especially for students.
Joshua Sprenger studiert Politikwissenschaft und öffentliches Recht und schreibt seit dem Sommersemester 2021 für den ruprecht. Er interessiert sich vor allem für Politik, die unterschiedlichsten Sport-Themen und alles was unsere Gesellschaft gerade so umtreibt. Seit dem Wintersemester 2021/22 leitet er das Ressort Weltweit.