Seit dem Ausbruch des Angriffskrieges auf die Ukraine sind laut Bundesamt für Migration und Flucht (BAMF) mehr als 610 000 Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Davon betroffen sind auch Studierende. Zwar bemüht sich das Land Baden-Württemberg um Erleichterungen für Studierende aus der Ukraine, dennoch gibt es Hürden für jene, die unter diesen Umständen ein Studium in Heidelberg beginnen oder fortsetzen möchten.
In Deutschland gilt: Wer ein Studium aufnimmt, braucht die Hochschulzugangsberechtigung oder ein Äquivalent dazu. Die Zulassungsdatenbank des Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V (DAAD) stellt auf ihrer Homepage ein Tool zur Verfügung, das eine unverbindliche Einschätzung bezüglich der Hochschulzugangsberechtigung vornimmt. Schlussendlich überprüft die Universität Heidelberg, ob ein ukrainischer Schul- oder Hochschulabschluss den Bestimmungen der Kultusministerkonferenz entspreche, so die Website der Universität Heidelberg. Einzig beim Fach Medizin gelte, dass es nicht auf Englisch studiert werden könne.
Wer keine Hochschulzugangsberechtigung besitzt, kann ein sogenanntes Studienkolleg besuchen. Wenn die Geflüchteten die dortige Feststellungsprüfung bestehen, können sie ebenfalls normal studieren. Hierzu bräuchten sie jedoch sehr gute Deutschkenntnisse, so der DAAD. Der Besuch eines Studienkollegs ist kostenlos, sofern es staatlich ist, ist aber mit einer Aufnahmeprüfung verbunden.
Laut Angaben der Universität sind momentan vier geflüchtete Studierende aus der Ukraine immatrikuliert. Für weitere geflüchtete Personen aus der Ukraine wurden bereits Zulassungen ausgesprochen; der Immatrikulationsprozess sei aber noch nicht abgeschlossen. In der Regel brauche die Universität wenige Tage, um eine Zulassung auszusprechen und zu immatrikulieren. Insgesamt sind – mit Stand vom 16. Mai 2022 – 81 Studierende aus der Ukraine an der Universität Heidelberg eingeschrieben. Hinzu kommen 29 Doktorand:innen.
Was speziell für geflüchtete Studierende aus der Ukraine gilt, die in Baden-Württemberg studieren: Sie müssen die Studiengebühren für internationale Studierende nicht zahlen. Diese betragen 1500 Euro pro Semester. Seit dem Sommersemester 2022 bis einschließlich Februar 2025 seien sie hiervon befreit, so der Gesetzgeber im Landeshochschulgebührengesetz.
BAföG-berechtigt sind sie allerdings nur bedingt: „Ukrainische Geflüchtete, […] können nur BAföG bekommen, wenn sie sich selbst oder ein Elternteil mehrere Jahre in Deutschland aufgehalten haben und rechtmäßig erwerbstätig waren”, schreibt das Kultusministerium Baden-Württemberg. Das Studierendenwerk stockte seinen Notfallfond finanziell auf, „um in Fällen finanzieller Notlage schnelle, unbürokratische Handlungsfähigkeit zu garantieren”, schreibt der Studierendenrat der Uni Heidelberg auf seiner Website.
Das Studium an der Universität Heidelberg verläuft für geflüchtete Studierende ähnlich wie bei denen, die hier regulär beginnen: „Von Seiten der Universität gelten die ‚normalen‘ Regelungen: Je nach Studiengang gibt es Regelstudienzeiten, zum Teil auch Höchststudienzeiten. Eine zusätzliche, generelle Festlegung der Zeit, in der Geflüchtete immatrikuliert bleiben dürfen, gibt es nicht”, so die Universität.
Auch was das Niveau der nachzuweisenden Deutschkenntnisse betreffe, würden für die geflüchteten Studienbewerber:innen die gleichen Regelungen gelten wie für alle ausländischen Bewerber:innen für deutschsprachige Studiengänge. Außerdem meint die Universität Heidelberg: „Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen müssen gesetzliche Vorgaben – das heißt Kapazitäten – eingehalten werden. Deshalb sei es nicht möglich, ‚außer der Reihe‘ Studienplätze zu vergeben.”
Anlaufstellen für geflüchtete Studierende und Wissenschaftler:innen aus der Ukraine:
– Nationale Akademische Kontaktstelle Ukraine des DAAD
– Fragen und Antworten zur Ukraine-Krise vom Kultusministerium Baden-Württemberg
– Hilfsangebote und Fördermöglichkeiten, zusammengestellt von der Universität Heidelberg
– Hilfe und Hinweise, zusammengestellt vom Studierendenrat Heidelberg
Mai Saito (sie/ihr) studiert Mathematik, Alte Geschichte und Philosophie. Beim ruprecht mit dabei ist sie seit SoSe21. Vornehmlich schreibt sie Meldungen und Artikel für das Wissensschaftsressort.