In der neuen Serie „Erklär’s mir, als wär’ ich fünf“ möchte der ruprecht wissenschaftliche Themen auf die einfachsten und wesentlichsten Dinge herunterbrechen. Wir möchten sowohl sachgerecht als auch kindgerecht schreiben.
Werden unsere Texte tatsächlich von Fünfjährigen gelesen, oder ihnen vorgelesen? Dafür haben wir vielleicht nicht die richtige Zielgruppe. Wir würden uns dennoch freuen!
Wenn man eine Lampe anmacht, dann kannst du auch in ein paar Schritten Entfernung sofort das Licht sehen. In Wirklichkeit ist das Licht aber gar nicht sofort bei dir. Die Zeit, bis es bei dir ist, ist nur sehr, sehr kurz. Licht ist blitzeschnell. Diese Geschwindigkeit, die die Physiker auch c nennen, hat eine besondere Eigenschaft: Nichts – gar nichts – kann sich schneller bewegen als das Licht.
Stell dir vor, du würdest in einem Auto fahren, das genauso schnell ist wie das Licht. Jetzt hättest du einen Ball in der Hand und den wirfst du Richtung Lenkrad. Da müsste der Ball sich ja schneller bewegen als das Licht. Aber das geht ja gar nicht. Deshalb hat ein berühmter Wissenschaftler namens Einstein die spezielle Relativitätstheorie aufgestellt. Man muss sehr gut rechnen können, um das zu verstehen. Deshalb erkläre ich dir lieber, was das für dich in deinem superschnellen Flitzeauto bedeutet.
Erst einmal kann dein Auto sich gar nicht mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, denn dafür ist es viel zu schwer. Wenn du es anschieben würdest, immer schneller und schneller, würde das irgendwann so mühsam werden, dass du es einfach nicht mehr schaffst. Das liegt daran, dass sehr schnell bewegte Dinge sehr schwer zu bewegen sind. Sie lassen sich nur sehr schwer noch näher an die Lichtgeschwindigkeit heranbringen.
Auch mit deinem Ball wäre das so: Wenn du in dem Auto sitzt, das sich so superschnell bewegt, hättest du gar nicht genug Kraft, um den Ball schnell zu werfen. Du könntest es noch so sehr versuchen, aber der Ball wäre nie schneller als das Licht.
Wenn ich jetzt winkend am Straßenrand stehe und dein Flitzeauto mit dir darin fährt an mir vorbei, dann kannst du etwas ganz Besonderes beobachten: Meine winkende Hand würde sich unfassbar langsam bewegen und sähe ganz zerquetscht aus, als wäre ich in einem sehr festen Wackelpudding eingeschlossen. Tatsächlich ist es meine Zeit, die der Wackelpudding ist. Für dich bewege ich mich superschnell an dir vorbei. Du kannst deshalb sehen, wie sich meine Zeit dehnt wie ein Kaugummi und der Raum sich gleichzeitig zusammenquetscht wie eine Ziehharmonika. Eine Minute für mich sieht für dich als Beobachter wie Stunden aus. Für mich hat sich aber nichts verändert. Das hat viele sonderbare Folgen. So ist es plötzlich auch möglich, dass zwei verschiedene Menschen Ereignisse in einer anderen Reihenfolge erleben.
Das erscheint dir alles seltsam und unvorstellbar? So geht es den allermeisten. Sogar Einstein selbst konnte manche Schlussfolgerungen aus seiner Theorie nicht glauben. Das liegt auch daran, dass man bei kleinen Geschwindigkeiten von diesen Dingen nichts mitbekommt. Auch, wenn unsere Autos schon wirklich schnell sind, reicht das nicht einmal annähernd aus, um das Licht einzuholen.
Deshalb haben wir solche Phänomene noch nie selber gesehen. Trotzdem ist die Relativitätstheorie für Wissenschaftler sehr wichtig, um unser Universum, in dem es unglaublich schnelle Teilchen gibt, besser zu verstehen.
Von Lena Hilf
...studiert Physik und schreibt seit Oktober 2019 für den ruprecht. Besonders gerne widmet sie sich Glossen, die oft das alltägliche Leben sowie wissenschaftlichen oder politischen Themen. Seit April 2021 leitet sie das Ressort Hochschule.