Die schwedische Walpurgisnacht mit Hering, Bootsrennen und Maifeuer
Uppsala ist eine Großstadt im Westen Schwedens, eine halbe Stunde mit dem Zug von Stockholm entfernt. Für gewöhnlich tummeln sich hier Studierende zwischen Tourist:innen, die anreisen, um sich Gräber von Wikingern anzusehen. An „Valborg“, in der sogenannten Walpurgisnacht, wird jedoch aus der verträumten Stadt jedes Jahr ein Schauplatz des Spektakels.
Valborg ist eine schwedische Tradition, die besonders in die Studierendenstadt Uppsala Besucher:innen aus dem ganzen Land anzieht. 2023 füllten circa 100.000 Menschen die Straßen der Stadt, als Schweden am 30. April den Wechsel vom Winter zum Frühling einläutete.
Als 1823 einige Studierende Uppsalas den Schlossberg erklommen, um die Mai-Feuer der Stadt zu sehen, widmeten sie spontan ein Lied dem Frühling. Damals ahnten sie wohl nicht, welche Ausmaße ihre Initiative 200 Jahre später annehmen würde. Uppsalas Studierende feiern heutzutage ein dreitägiges Event voller Partys und Alkohol. Sie füllen die Stadt mit Musik und Gelächter. An diesen Tagen setzt das Alkoholverbot auf den Straßen gezwungenermaßen aus.
Während in Deutschland Verliebte in der Nacht vom 30. April 2023 auf den 01. Mai 2023 heimlich einen Maibaum aufstellten, tanzten in Uppsala Studierende zu schwedischen Liveacts ein drittes Mal durch die Nacht.
Das Fest läuft folgendermaßen ab: An allen drei Tagen veranstalten Studierenden-Verbindungen („Nations“) Festivals, genannt „Skvalborg“ und „Kvalborg“ und „Valborg“. Der letzte Tag im April („sista april“) ist jedoch der Haupt-Veranstaltungstag.
Der Valborg-Tag begann um 7 Uhr mit einem Sektfrühstück. Pünktlich um zehn Uhr startete das Bootsrennen („forsränningen“) auf dem Fluss „Fyrisån“, bei dem Studierende auf bunten Styropor-Booten den Fluss herabfahren. Dabei warf das ein oder andere Boot an der Stromschnelle seine Insassen ins eiskalte Wasser. Danach wurde um 11:45 Uhr beim Heringsmittagessen („Sillunch“) gegessen. Um 15:00 Uhr versammelte sich die Stadt vor der Bibliothek Carolina Rediviva und zählte feierlich die letzten Sekunden bis zum Frühling herunter („fem, fyra, tre, två, ett – glad vår/Froher Frühling!“).
Gespannt lauschte die Menge danach der Rede des Vize-Kanzlers der Universität, welcher den Frühling offiziell willkommen hieß. Da-raufhin applaudierten die Massen, winkten mit ihren Studierenden-Mützen und feierten den Frühlingsbeginn. Kurze Zeit später liefen Studierende zu den Nations, um bei Champagner-Fontänen zu feiern, oder sie gingen in den Ekonomikum-Park, wo ausgelassen auf Picknick-Decken bei Musik gelacht und getrunken wurde. Ab 17 Uhr feierten die fein gekleideten Herrschaften in Fracks und Ballkleidern im Schloss den Walpurgis-Ball, welcher um 21 Uhr vom Chor-Gesang vor dem Schloss unterbrochen wurde.
Auch im historisch bekannten Stadtteil Alt-Uppsala, wo einst die Wikinger lebten, wurde um 21 Uhr mit einem großen Mai-Feuer und beachtlichem Feuerwerk der Tag und das Fest feierlich beendet. Während am 1. Mai in Deutschland manch eine:r von einem Maibaum überrascht wurde, begrüßte die meisten in Uppsala am Morgen ein Kater.
Von Madeleine Hellenthal