Konversionsbürgermeister Hans-Jürgen Heiß und Wolfgang Polivka, Geschäftsführer der Konversionsgesellschaft Heidelberg, im Gespräch.
Wie ist der aktuelle Stand der Konversion?
Wolfgang Polivka: Wir haben jetzt einen Planungsprozess mit Bürgern, Politik und Fachplanern auf den Weg gebracht, wobei wir mit der Südstadt beginnen, dann folgt das US-Hospital in Rohrbach und schließlich die anderen Flächen.
Wie gehen Sie dabei vor?
Polivka: Es soll eine Mischung aus Wohnbereichen, öffentlicher Nutzung und Gewerbe entstehen. Wichtig ist dabei, dass es zu einer sozialen Durchmischung kommt, dass bezahlbarer Wohnraum entsteht, dass es ein gutes Verhältnis von Wohneigentum und Mietwohnung gibt und dass die dortigen Monostrukturen aufgelöst werden. Außerdem muss sich das alles ins Gesamtstadtbild einfügen.
Hans-Jürgen Heiß: Wir haben dabei auch auf politische Zielsetzungen zu achten. Dazu gehören neben bezahlbarem Wohnraum auch Dinge wie Barrierefreiheit und Energiestandards. Das ist nicht überall gegeben. Auch die Wohnqualität soll gesteigert werden.
Werden Studentenwohnheime entstehen?
Polivka: Wir haben ja bereits das Areal Holbeinring in einer längerfristigen Zwischennutzung für Studenten. Zusätzlich haben wir zwei weitere Gebäude mit Wohnraum für insgesamt 128 Personen an das Studentenwerk vermietet. Darüber hinaus gibt es noch keine weiteren konkreten Pläne.
Heiß: Allerdings wird ja, wie erwähnt, bezahlbarer Wohnraum entstehen, der dann auch den Studenten zugute kommen wird, auch wenn es sich nicht um Studentenwohnheime handelt. Wir wollen beispielsweise auch für junge Familien Wohnraum zur Verfügung stellen.
Wieviel Mitspracherecht haben die Bürger tatsächlich?
Heiß: Die Bürger sind zu jeder Planungsphase beteiligt. Die Planungen bei uns und die Bürgerdiskussionen wechseln sich immer ab und bauen aufeinander auf. Außerdem kann jeder bei uns Anregungen einbringen. Wir können natürlich nicht alle umsetzen, aber wir prüfen sie einzeln und erklären bei jeder, warum wir sie umsetzen wollen und warum nicht.
Polivka: Auf diese Weise sorgen wir dafür, dass kein Vorschlag untergeht. Die letzte Entscheidung liegt dann aber beim Gemeinderat.
Heiß: Ein gutes Beispiel ist die Römerstraße, die das Gebiet in der Südstadt durchquert. Da sie sehr stark befahren ist, gibt es mehrere Vorschläge, wie man die Überquerung erleichtern soll. Einige wollen sie als Tunnel tieferlegen, andere eine sogenannte Troglösung – einen oben offenen Tunnel. Wir prüfen dann, welcher Vorschlag am besten umsetzbar ist.
Ist nicht durch die Umstellung auf eine zivile Nutzung der Flächen mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu rechnen?
Polivka: Nein, ganz im Gegenteil. Wir rechnen sogar mit einer Abnahme des Verkehrs, zumindest, was den Autoverkehr betrifft. Alle Prognosen gehen davon aus.
Heiß: Auch wenn es eine Kaserne war, lebten die Amerikaner dort ja nicht abgeschottet. Sie hatten allerdings ein anderes Verkehrsverhalten, als es die neuen Bewohner wohl haben werden, sie fuhren mehr mit dem Auto. Jetzt dürfte der Bedarf an Öffentlichem Nahverkehr zunehmen. Da werden wir auch ein Verkehrskonzept ausarbeiten, das eine Erweiterung des Nahverkehrs an diesen Stellen vorsieht.
Wieviel wird denn die Konversion in etwa kosten?
Polivka: Das lässt sich zur Zeit noch nicht sagen, da wir noch mitten in der Planung sind.
Ist absehbar, wann die Konversion abgeschlossen wird?
Heiß: Im März wird der Masterplan für die Südstadt vorgelegt, 2015 werden die Ersten einziehen. Bis die Konversion insgesamt abgeschlossen ist, wird es wohl vier bis fünf Jahre dauern, bis etwa 2020.
Das Interview führte Michael Abschlag