Seit dem Wintersemester studiert unsere Redakteurin an der Universidad de La Laguna auf Teneriffa. Warum sie den Aufenthalt niemandem empfehlen würde
Palmen, Sonne und Strand. Unter diesen Attributen sollten die meisten von uns Teneriffa kennen. Dabei hat die spanische Insel im Atlantischen Ozean noch weitaus mehr zu bieten als bloß Urlaub. Die Universidad de La Laguna (ULL) befindet sich im Norden der Insel und bietet eine Vielzahl an Studiengängen an. Aber ist wirklich alles so sonnig, wie es von außen scheint?
Ich hatte die Möglichkeit, die Universität kennenzulernen und bin alles andere als begeistert. Neben Studierenden und Professor:innen teilt man sich den Campus unter anderem mit Hühnern, die auch gerne mal die Gebäude erkunden oder am Morgen ein fröhliches Ständchen während der Vorlesung singen. Und als wäre das nicht schon genug Lärm, fangen irgendwelche Bauarbeiter:innen irgendwann irgendwo an, irgendwas zu reparieren, während im Sala Magna gerade lautstark die nächste Konferenz gehalten wird.
Ja, die ULL stellt ihre Räumlichkeiten auch gerne mal für Vorträge aller Art, private Feiern oder Organisationen mit dem Motto „Wenn Gott echt wäre, was würdest du ihn fragen?“, zur Verfügung. Was kommt als Nächstes: Ein Tierheim oder ein Freizeitpark auf dem Campus? „Na, aber immerhin habt ihr ganzjährig tolles und warmes Wetter“, könnte man entgegnen. Die enttäuschenden zehn Grad im Betonbau des Aularios sorgen ganzjährig für kalte Füße, selbst bei 25 Grad draußen. Und wenn auch nur der leichteste Regen fällt, steht das Gebäude unter Wasser. Dann sollte man sich vor herumstehenden Eimern und Wasserpfützen auf den Treppen in Acht nehmen.
Ach, und sonnig ist es auch nicht, denn die dunklen Rollos werden nicht geöffnet. Das sorgt für einen gruseligen Touch. Stattdessen wird ganzjährig das Licht angelassen. Ansonsten gibt es Dauerprobleme wie den kaputten Kaffeeautomaten, das mysteriöse Verschwinden von Kreide oder Stiften und die absolut unbequemen Pausen-Bänke. Eigeninitiative der Studierenden? Fehlanzeige. Stattdessen wird im Seminar diktiert und die Studierenden schreiben brav mit. Powerpoints gibt es auch nicht. Wenn man also gefehlt hat, sollte man sich besser Freund:innen suchen, die die Aufschriebe mitbringen.
Apropos Freund:innen: Genau dies gestaltet sich während meines Aufenthalts als besonders schwierig. Erasmus-Studierende werden wie Außerirdische gemustert und von Anfang an ausgeschlossen. Gemeinsame Mensapausen bleiben auch aus, wenn man dies überhaupt will, denn das Essen ist wirklich nicht zu empfehlen und dazu noch extrem teuer!
Den krassesten Kulturschock erlebt man in der Bibliothek, denn diese darf man mit Jacke, Essen und Tasche betreten! Dennoch ist davon abzuraten, sich in die Bibliothek zu begeben: Die verrückte und sinnlose Anordnung der Bücher kann zu absoluter Verwirrung und Orientierungslosigkeit führen. Meine Erwartungen an die Universidad de La Laguna wurden gnadenlos enttäuscht.
Aber immerhin ermöglicht die inoffizielle akademische halbe Stunde morgens auch, mal länger im Bett liegenzubleiben.
Ein Kommentar von Anja Haffner