Leserbrief zum Pro/Contra der ruprecht-Ausgabe 148: „Internet als Bildungsrisiko“
Srsly, das Internet ein Bildungsrisiko? Wir haben es hier mit einem ziemlich großen, neuen Stück Infrastruktur zu tun. Und die Benutzung jeder Infrastruktur will gelernt sein. Wir kennen das von anderen Infrastrukturen. Wir betrauen Fachkräfte mit der Reinigung unseres Wassers oder der Instandhaltung des Stromnetzes. Wir lassen Menschen erst nach jahrelangem Studium und quälenden Staatsexamen auf unser Gesundheits- und Rechtswesen los. Und wir lernen Autofahren.
Woher also die naive Vorstellung, dass das beim Internet ganz anders sein soll?
Der Umstieg von zentraler zu dezentraler Wissens- und Informationsorganisation ist in Wahrheit eine individuelle und gesellschaftliche Herausforderung. Wir brauchen daher ein Umdenken auf allen Ebenen des Bildungssystems. Wenn es unübersichtlich wird auf der Datenautobahn, dann nichts wie die nächste Abfahrt raus und die Art der Informationsverarbeitung den eigenen Bedürfnissen anpassen, statt im Datenstau zu stecken. Und wie das Anschnallen muss auch Verschlüsselung Standard werden, damit das Teilen von Informationen uns nicht verwundbar macht.
Gerade im Zeitalter rasanter technologischer Entwicklung gilt es, inne zu halten und sich bewusst werden: Es wartet vieles spannendes auf uns, nur die ultimative Bequemlichkeit nicht, der wir uns nur noch hingeben müssen. Wer überzogene Erwartungen an vermeintliche Wundermittel hat, neigt leicht dazu die handfesten Vorteile nicht wahrzunehmen und reale Gefahren zu unterschätzen. Auch diese Debatte verläuft nach altbekanntem Muster.
Oder andersrum gefragt: Was würdest du zu Platon sagen, der die Schrift abgelehnt hat, da sie die Gedächtnisleistung der Menschen mindere? Eben.
Stevan Cirkovic, StuRa-Abgeordneter der Piraten Hochschulgruppe
Hier geht es mit einem Klick zum Pro/ Contra unserer Ausgabe: JA, das Internet ist ein Bildungsrisiko und NEIN, das Internet ist kein Bildungsrisiko.
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