Britney Spears findet in ihrer Autobiografie klare Worte
Popstar, Antimutter, All-American Girl, Opfer des Erfolgs – Britney Spears wurde in ihrem jungen Leben mit vielen Labels versehen. Nun hat sie unter dem Titel „The Woman in Me“ ihre Autobiografie veröffentlicht, mit der sie ihre Geschichte erzählen will – und zwar zu ihren Bedingungen.
Ihre Geschichte beginnt mit einer Kindheit in Kentwood, ein 2000-Seelen-Ort im US-Bundestaat Louisiana. Diese ist geprägt von der Einöde und vertrauten Heimlichkeit Kentwoods, der strengen christlichen und auf Gehorsam bedachten Erziehung der Südstaaten und den Alkoholproblemen ihres Vaters. Das Singen wird zu ihrer Zuflucht, wie Spears es beschreibt. Früh fasst sie sich das Ziel, es damit in die große weite Welt zu schaffen. 1999 ist es so weit: Sowohl die Single als auch das gleichnamige Album „…Baby One More Time“ bescheren der damals 17-jährigen Spears den internationalen Durchbruch – es folgt ein Charterfolg nach dem anderen. Sie wird zur Projektionsfläche für die Träume einer ganzen Generation junger Mädchen. Eindringlich beschreibt sie die Diskrepanz zwischen ihrem Image als makelloser Popstar, dem ständigen Erfolgsdruck, den wirtschaftlichen Interessen der Musikindustrie und ihren Bedürfnissen als Heranwachsende.
Sie rebelliert, rasiert sich den Kopf kahl, lässt sich tätowieren – Spears bricht das ihr zugewiesene Rollenmuster auf. Sie habe sich verloren gefühlt, schreibt sie, habe unter postnatalen Depressionen gelitten. Jedoch verbittet sie sich die Unterstellung, dass sie zu irgendeinem Zeitpunkt keine Kontrolle mehr über ihr Leben gehabt hätte oder gar unfähig gewesen wäre, für sich selbst zu sorgen. Ihrer Familie macht Spears den Vorwurf, bei der Initiierung der Vormundschaft – die ihr Leben 13 Jahre lang unter die Kontrolle ihres Vaters stellen sollte – nicht durch Fürsorge, sondern vielmehr durch finanzielle Interessen getrieben worden zu sein.
Mit „The Woman in Me“ zeigt sich die Sängerin von einer Seite, die der breiten Öffentlichkeit bislang verwehrt blieb – schonungslos ehrlich, offensiv und wütend. Dieses Buch ist keine Jammertirade eines gefallenen Popstars, sondern das Manifest einer Frau, die Selbstbestimmung reklamiert, Empathie einfordert und gesehen werden will – als Mensch.
Von Aylin vom Mond